Korschenbroich "Beamte vom Dienst" für jede Lebenslage

Korschenbroich · Wenn Menschen nach einem Brand obdachlos werden, herrenlose Tiere versorgt, Türen nach einem Einbruch in ein öffentliches Gebäude gesichert oder Straßen bei Schäden abgesperrt werden müssen, helfen die Beamten vom Dienst.

 Erster Beigeordneter Thomas Dückers und Ordnungsamtsleiter Michael Beyer zeigen den Einsatzkoffer eines Beamten vom Dienst.

Erster Beigeordneter Thomas Dückers und Ordnungsamtsleiter Michael Beyer zeigen den Einsatzkoffer eines Beamten vom Dienst.

Foto: Ilgner

Kann man die Stadtverwaltung eigentlich erreichen, wenn abends oder am Wochenende etwas passiert, und ein städtischer Beamter eingreifen oder eine Entscheidung fällen müsste? "Außerhalb unserer regulären Dienstzeiten ist der Beamte vom Dienst (BvD) Ansprechpartner in allen dringlichen Belangen", sagt der Erste Beigeordnete Thomas Dückers. Alarmiert wird der BvD durch die Feuerwehr. Was dringlich ist, hat die Stadtverwaltung klar geregelt: Wenn Gefahr für Leib, Leben, Gesundheit und höherwertiges Eigentum besteht. Anders formuliert: Wenn Menschen nach einem Brand obdachlos werden, herrenlose Hunde versorgt, Türen nach einem Einbruch in ein öffentliches Gebäude gesichert oder Straßen bei Schäden abgesperrt werden müssen.

"Fünf Prozent der Einsätze sind exotisch und nicht vorhersehbar", sagt Ordnungsamtsleiter Michael Beyer. An einen kuriosen Fall kann er sich noch gut erinnern: Als zwei Trabrennpferde entlaufen waren und auf einer Bundesstraße wieder eingefangen werden mussten. 95 Prozent bleiben Routine. Zu dieser gehöre es auch, Menschen vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung einzuweisen, wenn sie sich selbst oder andere gefährden, sagt er. "Aber solche Fälle bleiben immer schwierig", fügt er hinzu. Doch gerade die haben in den letzten Jahren zugenommen. Michael Beyer nennt auch einen Grund dafür: die steigende Zahl dementiell erkrankter Menschen.

Was bei einem Einsatz zu tun ist, steht in einem Handbuch in Form eines Aktenordners. Der wiederum befindet sich in einem Einsatzkoffer, der mit Handy, Taschenlampe und Formularen ausgestattet ist. "Dieses Handbuch wird laufend aktualisiert und enthält wichtige Telefonnummern wie die des Kampfmittelräumdienstes oder des Baustellenleiters bei einer aktuellen Baustelle", erläutert Michael Beyer. Dabei verzichtet die Stadtverwaltung bewusst auf ein iPad. "Andere Städte haben damit schlechte Erfahrungen gemacht. Entweder war der Akku leer, oder es gab am Einsatzort kein vernünftiges Internet. Da bleiben wir lieber der Papierform treu", sagt Beigeordneter Thomas Dückers. Der BvD steht im Unglücksfall nicht alleine da - Feuerwehr und Polizei leisten Amtshilfe. Bei größeren Einsätzen, wie zuletzt beim Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Herrenshoff, informiert der BvD auch den Bürgermeister. Käme es zu einem Unglück mit vielen Verletzten, würde auch der BvD des Rhein-Kreises Neuss eingeschaltet, sagt Thomas Dückers.

Beamte vom Dienst gibt es in anderen Städten auch. Dabei handelt es sich zumeist um Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsamtes. Anders ist es aber in Korschenbroich: Die 13 bis 15 Mitarbeiter, die als BvD bereitstehen, kommen aus allen Bereichen der Verwaltung. Das sind immerhin zehn Prozent der Kernverwaltung. Und sie haben sich freiwillig gemeldet. "Sie entlasten das Ordnungsamt ungemein", sagt Dückers.

(NGZ)
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