Radevormwald Keine Pest bei Wildschweinen

Radevormwald · Das Oberbergische gilt nach wie vor als gefährdeter Bezirk für Schweinepest – dabei gab es seit Januar keinen positiven Befund. Die Jäger hoffen auf Aufhebung der Sperrzone, Landwirte sorgen sich um ihre Ernte.

Das Oberbergische gilt nach wie vor als gefährdeter Bezirk für Schweinepest — dabei gab es seit Januar keinen positiven Befund. Die Jäger hoffen auf Aufhebung der Sperrzone, Landwirte sorgen sich um ihre Ernte.

Seit dem 1. August sind Wildschweine wieder zur Jagd freigegeben, da das Oberbergische nach wie vor ein gefährdeter Bereich für Schweinepest ist. "Wir hoffen, dass der Sperrbezirk im nächsten Jahr wieder aufgehoben wird", sagt Volker Grossmann, der Leiter des Hegerings Radevormwald. Denn solange die EU das Sperrgebiet aufrechterhält, ist die Arbeit für die Jäger noch schwerer.

Da Wildschweine nachtaktiv sind, ist die Jagd auf sie fast nur bei Vollmond möglich. Durch die derzeitige Gesetzeslage müssen die Jäger die "Schwarzkittel" zur Sammelstelle nach Hückeswagen bringen — nachts. "Das ist eine Erschwernis, wenn man am nächsten Tag früh aufstehen muss und weil man im Dunkeln arbeitet", erklärt Grossmann.

Denn die erlegten Schweine müssen in einen gekühlten Container gehangen werden, anhand von Blutproben wird ermittelt, ob das Tier an der Schweinepest erkrankt war oder nicht. Erst nach drei Tagen dürfen die Jäger die Schweine wieder abholen, die Blutproben müssen sie vorher selbst entnehmen und beschriften. Dazu wurden sie eigens ausgebildet.

Doch die Vorsichtsmaßnahmen stellten sich bislang als unbegründet heraus: "545 Tiere wurden auf diese Weise seit dem 1. Januar 2011 getestet", sagt Dr. Christian Dickschen, der beim Oberbergischen Kreis für das Veterinärwesen zuständige Dezernent. "Zum Glück ohne Befund." Lediglich der Impfstoff, den die Jäger mittels Ködern ausgelegt hatten, wurde nachgewiesen. "Das zeigt, dass die Jäger einen guten Job gemacht haben und die Impfungen erfolgreich waren", findet Grossmann.

Weniger erfolgreich war bislang die Jagd. "Momentan ist alles ziemlich ruhig", sagt Revierförster Bernhard Priggel. Ortslandwirt Holger Gesenberg fürchtet aber: "Es geht so langsam los. Am Samstag bin ich durch die Maisfläche in Altendorf durch und habe da eins rausgejagt." Auch an anderen Stellen habe er Spuren entdeckt.

Der noch unreife Mais sei für die Wildschweine eine Delikatesse, weil er milchig schmecke. "Wenn die Wildschweine alles, was sie umtrampeln, essen würden, wäre das nicht so schlimm", meint Gesenberg. "Aber die beißen in einen Kolben und lassen die Pflanzen liegen." Nur: "Erzogen kriegen wir die nicht mehr. Es sind eben Wildschweine", sagt Gesenberg, der von den Jägern "mehr Sitzfleisch" beim Ansitzen fordert.

Die Jagd ist aber gar nicht so einfach. Hegeringleiter Grossmann weiß: "Die Wildschweine sind sehr aktiv beim Laufen." Ein Beispiel: Im Vorjahr gab es flächendeckende Jagden, allein in Rade kamen dafür 200 Schützen zusammen. "Das war immer noch zu wenig. Die Lücken waren zu groß", erinnert sich Grossmann, der ankündigt, dass es "wahrscheinlich nun keine revierübergreifenden Jagden geben wird. Wir versuchen uns auf Reviere zu konzentrieren, in denen man sicher ist, dass da Wildschweine sind".

Doch die Tiere sind schlau. "Man sagt so schnell: ,Dummes Schwein', aber das ist eigentlich ein falsches Sprichwort", sagt Grossmann. "Ich habe erlebt, dass eine Bache ihre Frischlinge bei Vollmond immer im Schatten gehalten hat. Man sieht die durchs Fernglas, aber nicht durchs Zielfernrohr. Da beißen Sie ins Gewehr."

(RP/rl)
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