Hückeswagen Chip im Ausweis schreckt ab

Hückeswagen · Vor fast einem Jahr wurde der "neue" Personalausweis eingeführt, doch längst nicht alle Funktionen sind gewünscht. Dem elektronischen Identitätsnachweis trauen Bürger kaum. Dabei soll er im Internet sicherer sein.

Seit fast einem Jahr gibt es den "neuen" Personalausweis im Scheckkartenformat, doch viele Bürger trauen den innovativen Funktionen darauf noch nicht. Der elektronische Identitätsnachweis (e ID), mit dem beispielsweise Geschäfte im Internet erledigt werden können, werde in Hückeswagen gerade einmal zu "30 bis 40 Prozent" gewünscht, schätzt Dietlinde Müller vom Bürgerbüro.

Sicher wie die EC-Karte

Dabei sei der "e ID" sicherer und einfacher als — wie sonst bei Internet-Geschäften üblich — mit Benutzernamen und Kennwort eine Bestellung aufzugeben. Denn beim letztgenannten Verfahren könnten die beiden Worte geknackt und so Einkäufe auf die Rechnung einer Person getätigt werden, die diese Bestellung gar nicht aufgegeben hat.

Beim "e ID" werden nicht nur einfach die Daten vom "neuen" Personalausweis verwendet, sondern, "man benötigt eine PIN, wie bei der EC-Karte", erklärt Müller. "Erst wenn man die weitergibt, könnte auch jemand anderes auf den Namen des Personalausweis-Inhabers einkaufen. Aber das macht man bei der EC-Karte ja auch nicht. Von daher gewährleistet dieses Verfahren sicherer, dass es sich auch wirklich um den Inhaber handelt", sagt Müller.

Ein weiterer Vorteil: Man muss nicht alle Daten an den Geschäftspartner — zum Beispiel einen Online-Store — senden, sondern kann auswählen, welche er erhalten soll und welche nicht. Die Daten, die auf dem Chip des "neuen" Ausweises gespeichert werden, sind mit einem Verfahren verschlüsselt, das als "unknackbar" gilt.

Karten-Lesegerät ist notwendig

Neben den Vorteilen in puncto Sicherheit gibt es aber auch Nachteile: "Wir haben momentan die Situation, dass noch nicht so viele Anbieter für diese Art der Internet-Geschäfte da sind", berichtet Müller, die aber ergänzt: "Ich glaube, dass das noch kommt und bald sehr gefragt sein wird."

Weiteres Manko: Um mit dem "neuen" Ausweis online einkaufen zu können, benötigt der Bürger noch zusätzlich ein Gerät, das die Daten auf dem Chip auslesen kann. Diese Karten-Lesegeräte kosten ab 20 Euro aufwärts — Zusatzpreise, die Bürger vor der "e ID"-Funktion abschrecken.

Ebenso abschreckend finden einige Bürger die Möglichkeit, Fingerabdrücke auf dem Ausweis-Chip speichern zu lassen — eine freiwillige Ergänzung, um die Sicherheit zu erhöhen. Nur rund 50 Prozent der Hückeswagener Bürger, schätzt Müller, würden diese Funktion nutzen.

"Viele glauben dann: ,Die Stadt hat jetzt meine Fingerabdrücke'", meint Müller und entgegnet: "Die Fingerabdrücke werden elektronisch der Bundesdruckerei übermittelt, aber wir haben eine Löschpflicht. Ist der Ausweis ausgegeben, werden die Fingerabdrücke überall gelöscht und sind dann ausschließlich auf dem Chip vorhanden."

Seit dem 1. November 2010 wird der alte "Perso" nicht mehr ausgegeben — ist er abgelaufen, muss einer der "neuen" beantragt werden. "Viele möchten noch gerne den alten haben", sagt Müller, "und viele wollen auch lieber nur acht statt 28,80 Euro zahlen. Ich kann das verstehen, aber wir können es nicht ändern." Wie der Beschluss, nur noch die "neuen" Ausweise auszugeben, war auch die Kostenkalkulation Sache der Bundesregierung.

(RP)
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