Hückeswagen Schulweg als Auto-Bannmeile

Hückeswagen · Gestern startete die Aktion "Zu Fuß zur Schule" an der Gemeinschaftsgrundschule Kölner Straße. Zumindest am ersten Tag war die Resonanz darauf aber eher gering – aus diversen Gründen.

 Wie leer gefegt – so sähe die Kölner Straße als "Auto-Bannmeile" aus.

Wie leer gefegt – so sähe die Kölner Straße als "Auto-Bannmeile" aus.

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Um 11.13 Uhr fahren die ersten Autos in den Halbkreis vor der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Kölner Straße. Die drei Schilder, die "eingeschränktes Halteverbot" signalisieren, werden geflissentlich ignoriert. Statt drei Minuten zu halten, werden es fast 20, die manche Mutter mit Lesen füllt. Um 11.30 Uhr ertönt die Glocke, die das Unterrichtsende anzeigt. Die Kinder steigen in die Autos, die Mütter fahren los – am ersten Tag der Aktion "Zu Fuß zur Schule" (siehe Info), für deren Dauer sich GGS-Rektorin Jutta Alivesi eine "Auto-Bannmeile" um ihre Schule gewünscht hatte.

"Nicht aus Alaska oder Feuerland"

Die gab es zumindest gestern an der Kölner Straße nicht. Mirjam Backhaus hatte zwar darauf verzichtet, in den Halbkreis vor der Schule zu fahren, war aber mit dem Auto gekommen. "Aber nur, weil ich heute zwei Kinder abholen muss", sagte sie. Sabrina Schmidt nannte einen anderen Grund, warum sie "Zu Fuß zur Schule" am ersten Tag ignorierte: "Wir wohnen weiter weg und sind gerade erst dahin gezogen. Ich hatte noch keine Möglichkeit, mit meiner Tochter den Schulweg zu üben. Den hat sie noch nicht drauf." Im Brunsbachtal oder an der Goethestraße auf die Kinder zu warten, hatten die Mütter offensichtlich auch nicht bedacht.

Diese Stellen anzufahren, hatte Schulleiterin Alivesi empfohlen. Unterstützung erhielt sie dabei von Otto Jäger. Der Hauptkommissar steht "bis auf einen Tag" seit 2003 an jedem Schultag morgens und mittags an der Kölner Straße, um deren Überquerung für die Kinder der Grundschulen und des Evangelischen Kindergartens "Arche" sicherer zu machen. "Wir müssen die Kinder vor den eigenen Eltern schützen", sagte Jäger kopfschüttelnd. "Die Leute, die hier lang fahren, kommen schließlich nicht aus Alaska oder Feuerland, sondern aus Hückeswagen." Immerhin habe es in den neun Jahren, in denen er an der Kölner Straße steht, keinen Schulweg-Unfall gegeben. Die Aktion "Zu Fuß zur Schule" befürwortet Jäger. "Vom Gefühl her" seien gestern auch schon weniger Autos auf der Kölner Straße gewesen.

Gegen die Aktion ist Karina Frorath: "Meine Tochter ist schon einmal aus einem Auto angesprochen worden, ob sie einen Schokoriegel haben möchte", erzählte sie. "Sie hat glücklicherweise gut reagiert, weil die Schule sie sehr gut sensibilisiert hat." Das Risiko, dass ihren Kindern etwas zustoßen könne, könne sie aber nicht ausschließen. "Darum hole ich sie weiter mit dem Auto ab. Ich habe vier Kinder und bestimmt Besseres zu tun, als jeden Tag hier drei Mal hinzufahren, weil die unterschiedlich früh frei haben. Aber der Aufwand lohnt sich, mein Kind bringt mir keiner wieder."

(RP)
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