Mönchengladbach Hilfe für Mobbing-Opfer

Mönchengladbach · Vor sechs Jahren hat der Gladbacher Anwalt Ralf Skrzipietz den Verein "Mobstop" gegründet. Seine Vereinskollegen und er beraten kostenlos Betroffene, die unter Mobbing leiden. Der Bedarf ist groß, sagt der Vorsitzende.

 Ralf Skrzipietz arbeitet hauptberuflich als Anwalt. Ehrenamtlich berät er Mobbing-Opfer in Mönchengladbach. Dazu hat er den Verein Mobstop gegründet, dessen Vorsitzender er ist.

Ralf Skrzipietz arbeitet hauptberuflich als Anwalt. Ehrenamtlich berät er Mobbing-Opfer in Mönchengladbach. Dazu hat er den Verein Mobstop gegründet, dessen Vorsitzender er ist.

Foto: Dieter Wiechmann

In seinem Büro hängen Picassos an der Wand. Natürlich keine echten. "Die hat ein Freund von meinem Kollegen gemalt", erzählt Anwalt Ralf Skrzipietz. Die düsteren Bilder passen gut zum Thema: Mobbing. Im Jahr 2005 hat Ralf Skrzipietz den Verein "Mobstop" gegründet, mit dem Ziel, Opfer von Mobbing zu unterstützen.

"Zu unserem Verein gehörten anfangs nur zehn Leute", erinnert er sich. "Ich habe mich damals mit Wolfgang Hansen, dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden bei der Sozialholding, sowie Schwerbehindertenvertretern, Sozialarbeitern und Betroffenen zusammengetan, weil wir hier in Gladbach etwas tun wollten." Denn die Zahl der Mobbingfälle nimmt auch hier deutlich zu.

Ausbilder schlägt Angestellte

"Wir müssen uns natürlich mit der Frage auseinandersetzen, was Mobbing eigentlich ist", erklärt der Anwalt für Arbeits- und Sozialrecht. Das tägliche Nicht-Gegrüßt-Werden kann ein Anfang sein. Wenn der Vorgesetzte oder die Kollegen dann absichtlich Aufgaben entziehen, Fehler unterstellen oder einen Angestellten zwingen, Überstunden zu machen — mit der Kündigungsdrohung, dann handelt es sich schon um ernsthafte Fälle.

"Es gibt Hunderte Beispiele", sagt Skrzipietz, dessen Name übrigens "Schiep-jetz" ausgesprochen wird. Er selbst habe sicher schon etwa 2000 Menschen seit Gründung des Vereins beraten. "Ganz schlimm fand ich den Fall, als eine Auszubildende von ihrem Chef regelmäßig verprügelt worden ist."

Etwa eine Stunde am Tag verbringt Skrzipietz mit der Beratung. Die Hilfesuchenden können ihm auf den Anrufbeantworter sprechen, er meldet sich dann umgehend zurück und vereinbart einen Termin. "Die Leute sollen dann einfach frei erzählen, irgendwo anfangen", sagt er. "Dann kommen wir schon weiter."

Einerseits fangen die Berater von Mobstop die psychologischen Probleme ab, andererseits sprechen sie mit den Betroffenen konkret über mögliche rechtliche Schritte, die gegangen werden können. In vielen Fällen ist der Arbeitsplatzwechsel eine gute Chance. "Manche Betroffenen fühlten sich an einem neuen Arbeitsplatz sofort wieder gut und stark."

Außerdem will der Verein ein Bewusstsein für das Thema Mobbing allgemein schaffen. Dazu bietet er regelmäßig Infoveranstaltungen an. Auch gibt es zwei Selbsthilfegruppen, die vom Verein organisiert werden. "Da geht es einmal um Mobbing in allgemeinen Berufen", sagt Skrzpietz, "und in einer zweiten Gruppe um Mobbing in Pflegeberufen." Denn er weiß von Wolfgang Hansen, der jahrelang mit der Pflege zu tun hatte, dass Mobbing dort belastender ist als in anderen Jobs, weil die Arbeit an sich die Psyche schon sehr fordert.

Am liebsten wäre es dem Vorsitzenden Skrzipietz, wenn sich der Verein eines Tages selbst auflösen könnte. "Aber das, glaube ich, geht nicht. Denn Mobbing wird es immer geben — vor allem in Krisenzeiten wie im Moment." Deswegen macht der Anwalt weiter — und gibt die Hoffnung nicht auf, dass Mobbing irgendwann verschwindet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort