Mönchengladbach Bauern leiden unter Strohpreis

Mönchengladbach · In diesem Herbst sind die Preise für Heu und Stroh extrem hoch. Das bringt Bauern und Pferdestallbetreiber in Bedrängnis. Sie müssen die gestiegenen Kosten auf die Kunden umlegen.

 Wolfgang Wappenschmidt mit verregneter Ernte

Wolfgang Wappenschmidt mit verregneter Ernte

Foto: Isabella Raupold

Auf Pferdebesitzer könnten demnächst höhere Boxenpreise zukommen: Denn die Kosten für Heu und Stroh sind im Vergleich zum vergangenen Jahr so angestiegen, dass die Bauern und Stallbetreiber die erhöhten Ausgaben wahrscheinlich auf die Mieter umlegen müssen. Die Heu- und Strohpreise sind seit dem vergangenen Oktober auf mehr als das Doppelte gestiegen.

Trockenes Frühjahr, schlechte Ernte

Die Ursachen für die Preissteigerung sind den Betroffenen bekannt. "Das Frühjahr war sehr trocken, weswegen das Gras nicht richtig gewachsen ist", erklärt Wolfgang Wappenschmidt.

Er ist der Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. "Der erste Heuschnitt war schon nicht so gut." Auch das Getreide wollte nicht so richtig wachsen, weswegen es auch relativ wenig Stroh gibt.

Ein weiteres Problem ergab sich bei der Ernte und Trocknung der Gräser: Da der Sommer sehr feucht gewesen ist, war die Qualität des gemähten Heus nicht gut genug. "Jetzt herrscht hierzulande Knappheit, was die Preise anziehen lässt", sagt Wappenschmidt.

Pro 100 Kilogramm Heu zahlten die Bauern vergangenes Jahr noch etwa 13 Euro, in diesem Jahr sind es für dieselbe Menge bis zu 29 Euro. Ähnliches gilt für das insgesamt günstigere Stroh: Zahlte man 2010 für einen 100-Kilogramm-Ballen nur sieben Euro, muss man im Moment gut das Doppelte hinlegen.

"Zwar sind das alles natürliche Schwankungen auf dem Markt", meint Wappenschmidt, "dennoch ist es für die Betriebe schwierig, damit umzugehen." Einige Stallbesitzer und Milchviehhalter haben noch Vorräte aus dem eigenen Anbau, mit denen sie nun sparsamer umgehen müssen.

Andere stellen auf Alternativen um. Pferde kann man zum Beispiel auch auf Spänen oder Leinstroh halten statt auf normalem Stroh. Statt des Heus kann man auch anderes Futter verwenden. Allerdings reagiert die Industrie schnell auf solche Trends — und zieht dann durchaus auch bei den Preisen für diese Alternativprodukte an.

Letztlich müssen Pferdestallbetreiber die gestiegenen Kosten auf die Halter der Tiere umlegen. Um wie viel die Preise steigen, hängt vom Betrieb ab. Bei einem Boxenpreis von rund 300 Euro im Monat ist aber jede Erhöhung schmerzhaft.

Derzeit versuchten die Heu- und Strohhändler aus der Gegend wohl noch, die Preise für langjährige Kunden moderat zu gestalten, so Wappenschmidt von der Kreisbauernschaft. Anders sieht es bei Importen aus: Hier schlagen vor allem die Fahrtkosten zu Buche, die Preise sind hoch.

Wappenschmidt hofft daher auf eine gute Ernte am Niederrhein im kommenden Jahr: "Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass die Preise zwar schnell hoch gehen können. Aber sie können im Jahr darauf genauso gut wieder um die Hälfte fallen."

(RP)
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