Nach Landgerichts-Urteil Amok-Schütze: So geht es weiter

Düsseldorf · Der Amok-Schütze, der im Mai am Hauptbahnhof um sich gefeuert und einer Frau als Geisel in den Kopf geschossen hatte, wurde gestern vom Landgericht zwar frei gesprochen, soll nun aber in den Maßregelvollzug überführt werden.

Mann schießt am Bahnhof auf Passantin
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Doch wie ist es, in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik zu leben? Das Bild eines Gefängnisses mit psychologischer Betreuung ist jedenfalls falsch: In den sogenannten forensischen Kliniken werden die Patienten rund um die Uhr von Fachpersonal betreut — mit dem Ziel, ihre psychischen Störungen zu lindern.

Wie es mit dem 48-Jährigen nun weiter geht, ist klar geregelt: Nachdem das Gerichtsurteil rechtskräftig geworden ist, wird er in eine forensische Klinik gebracht. "Hierbei gilt in vielen Fällen das Prinzip der Regionalisierung", sagt die Sprecherin des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), Katharina Landorff. Der Verband beaufsichtigt psychiatrische Kliniken in Bedburg-Hau, Viersen, Langenfeld, Köln und Düren, außerdem eine Spezialklinik in Essen. Da der Täter aus Bochum stammt, wird er vermutlich in einer Klinik in der Nähe seines Wohnorts untergebracht. Dann ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für ihn zuständig.

Zu dem konkreten Fall dürfen die Behörden aufgrund der Persönlichkeitsrechte keine Angaben machen. Doch klar ist: Der Patient wird zuerst in der Aufnahmestation untergebracht. "Dort herrscht ein höherer Sicherheitsstandard als auf den anderen Stationen", sagt Landorff.

Insgesamt muss man sich so eine forensische Klinik wie ein geschlossenes, hoch gesichertes Krankenhaus vorstellen. Thomas Profazi, stellvertretender Krankenhausdezernent beim LWL, beschreibt die Stationen so: "Es gibt neben der medizinischen Versorgung eine Sicherheitslogistik, also Videokameras sowie eine Mauer oder einen Zaun um das Gelände." In der Klinik versuchen Ärzte, Pfleger und Sozialarbeiter, die straffällig gewordenen Patienten zu therapieren. Wenn sich die Patienten eingelebt haben, entscheiden die Verantwortlichen individuell, wie die Therapie gestaltet wird. "Dabei gibt es die Möglichkeit, Medikamente zu verabreichen, Gespräche zu führen oder — bei Patienten, die sich nicht mit Sprache ausdrücken können — auch eine Kreativtherapie anzusetzen", erklärt Landorff.

Wie lange die Betroffenen in der Klinik bleiben, hängt davon ab, ob sich ihre psychischen Störungen verbessern. "Manch einer bleibt sein Leben lang in der forensischen Klinik", sagt Landorff.

(RP/jco)
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