Düsseldorf Schulamt von Ganztag überzeugt

Düsseldorf · Die verlängerten Anwesenheitszeiten in rhythmisierten Ganztagsklassen sorgen für Verärgerung bei vielen Eltern. Das Schulamt ist jedoch von dem pädagogischen Konzept überzeugt – und rechtfertigt damit auch die festgesetzten Abholzeiten.

Vier bis sechs Stunden Schulunterricht am Stück – das ist für Kinder im Grundschulalter sehr belastend. Gegen Ende des Tages sinkt die Aufmerksamkeit, die Kleinen können sich nicht mehr konzentrieren. Deswegen wurden vor drei Jahren die ersten Ganztagsklassen in Düsseldorf eingerichtet. Hier wechseln sich Konzentration (Unterricht) und Entspannung (Bewegung, Ruhe etc.) ab. "Das ist ein Erfolgsmodell", sagt Christiane Schüßler, Schulamtsdirektorin für die Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Aufmerksamkeit der Kinder werde dadurch gefördert und die Schüler fassen den Lernstoff besser auf.

Damit dieses Konzept demnächst besser umgesetzt und inhaltlich gestaltet werden kann, hat die Stadt in den ab Sommer geltenden Verträgen für offene Ganztagsschulen (OGS) Anwesenheitszeiten festgeschrieben: Erst- und Zweitklässler bleiben an vier Tagen in der Woche bis mindestens 15.30 Uhr in der Schule, Kinder ab der dritten Klasse bis mindestens 16 Uhr. In additiven OGS mit Vormittagsunterricht und Bildungsangeboten am Nachmittag bleiben die Kinder bis 15 Uhr in der Schule. "Die festen Zeiten helfen, die Schulwoche zu organisieren", erklärt Theo Bremer, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts. "In den alten Verträgen wurden die Zeiten für die Ganztagsklassen nicht explizit festgelegt. Das haben wir jetzt im Sinne einer verlässlichen Gestaltung des Ganztagsunterrichts geändert."

Für einige Eltern sind die neuen Verträge ein Ärgernis. Der Grund: Die Kinder dürfen nur in Ausnahmefällen früher von der Schule abgeholt werden. Dazu zählen zum Beispiel Arzttermine oder muttersprachlicher Unterricht für Kinder mit Zuwanderungshintergund. Sport- und Musikunterricht aber nicht. "Eine regelmäßige Befreiung vom offenen Ganztag ist nicht zulässig und wird daher nicht gestattet", erklärt Christiane Schüßler. Für viele Eltern ist das unverständlich: "Unsere Kinder sollen mehr Sport machen. Diese starre Regelung erreicht aber genau das Gegenteil", sagt Thomas Momm, dessen Tochter in eine OGS geht. "Das Angebot im offenen Ganztag soll eigentlich auch solche Bedürfnisse abdecken", so Schüßler. Kooperationen mit Sportvereinen oder beispielsweise der Clara-Schumann-Musikschule böten den Kindern schon heute gute Möglichkeiten. Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) kritisiert die Situation: "Der offene Ganztag sollte auch offen sein und den Eltern ermöglichen, ihre Kinder flexibel abzuholen." Schulamtsdirektorin Schüßler gibt dabei zu bedenken, dass "offen" nur bedeute, dass die Eltern sich jedes Schuljahr neu entscheiden können, welche Unterrichtsform sie wählen. Neben den Ganztagsklassen und der additiven OGS gibt es die Möglichkeit einer Beschulung im Halbtag mit anschließender Betreuung. Hier können die Kinder flexibler abgeholt werden. "Das ist aber kein offener Ganztag."

Für Eltern, deren Verträge nun gekündigt wurden, die aber nicht einverstanden sind mit den neuen Zeiten, wird es Lösungen geben, erklärte Theo Bremer. "Wir stehen in Verhandlungen mit den Schulen, in denen die Eltern einen anderen Bedarf angemeldet haben." Schüßler ergänzt: "Wir wollen ja keine Klassen oder Freundschaften auseinanderreißen."

(RP)
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