Düsseldorf Minderjährige trinken immer mehr

Düsseldorf · Die Zahl der Jugendlichen bis 18 Jahren, die aufgrund von Alkoholvergiftungen im Krankenhaus behandelt werden müssen, steigt stetig. Waren es im Jahr 2000 noch 31 Fälle, wurden zehn Jahre später 98 dokumentiert. Vor allem Mädchen trinken so viel, dass sie das Bewusstsein verlieren.

In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Minderjährigen, die wegen Alkoholmissbrauchs in eine Düsseldorfer Klinik eingeliefert wurden, von 31 im Jahr 2000 auf 98 im Jahr 2010. Die aktuellen Zahlen hat die Stadtverwaltung auf der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales (AGS) bekannt gegeben. "Dazu kamen im Jahr 2010 77 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren", erklärte Stadtdirektor Manfred Abrahams. Während die Zahl der Einweisungen derer im Vergleich zum Jahr 2009 mit 112 Einweisungen gesunken ist, stieg die Zahl der ab 16-Jährigen. Stadtdirektor Manfred Abrahams erklärte: "Dennoch gehört Düsseldorf zu den Städten, die an der unteren Grenze im Vergleich zu ganz NRW liegen."

Die Fraktion der Grünen hatte eine Anfrage zum Alkoholkonsum von Minderjährigen gestellt. "Wir beobachten immer häufiger, dass Jugendliche zuhause vorglühen", begründete Susanne Ott das Interesse ihrer Fraktion.

Mädchen essen zu wenig

Besonders auffällig bei der Entwicklung ist, dass vor allem die Anzahl der Mädchen, die über die Maßen trinken, stärker angestiegen ist als die der Jungen. Ursula Rau von der Caritas sieht vor allem die Ernährung der Mädchen als Grund: "Die jugendlichen Frauen achten sehr auf ihre Figur und halten teilweise eine Diät. Wenn sie wenig essen, wirkt der Alkohol natürlich stärker." Rau leitet das Projekt "Halt", das einerseits Betreuung und Beratung von bereits betroffenen Kindern bieten und andererseits das Bewusstsein für die Problematik "Alkoholkonsum von Minderjährigen" bei Erwachsenen und Verantwortlichen wecken soll. "Am Karnevalswochenende wurden in die Kliniken, mit denen wir zusammenarbeiten, 33 Kinder, im Schnitt 14/15 Jahre alt, eingeliefert, weil sie zu viel getrunken haben", sagt Rau. Die Ärzte erhielten nach einem Aufklärungsgespräch eine Schweigepflichtsentbindung von insgesamt 23 Eltern und stellten den Kontakt zu Mitarbeitern der Caritas her. "In den Gesprächen haben die Eltern geweint, sind zusammengebrochen und haben sich für unsere Hilfe bedankt", sagt Rau. "Das Projekt läuft also gut an."

Woran die steigenden Zahlen liegen, vermag niemand genau zu sagen. Womöglich sind die Jugendlichen mittlerweile sensibilisiert und rufen schneller als noch vor einigen Jahren den Rettungsdienst, wenn es einem Freund nicht gut geht. Inwiefern die illegale Abgabe von Alkohol an Minderjährige im Einzelhandel eine Rolle spielt, ist ebenfalls unklar. Bereits vor einem Jahr hatten CDU und SPD nach Karneval geplant, Kontrollen von Einzelhändlern durch jugendliche Testkäufer einzuführen. Im Sommer hatte die Junge Union erneut gefordert, Testkäufer an Kiosken einzusetzen. Damals hatte ein Gericht einen Kiosk-Betreiber verurteilt, weil er einem 14-Jährigen Wodka verkauft hatte. Der Junge erlitt eine Alkoholvergiftung. Die Verkäufer sollten durch offensive Testkäufe sensibilisiert und mit Bußgeldern belegt werden. Bislang hat die Stadt aber noch keine Testkäufe organisieren können.

(RP)
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