Fahrbericht Kleiner durstiger Chevrolet

Düsseldorf · Der fünftürige Kleinwagen von Chevrolet ist stark in der Beschleunigung. Und ebenso stark im Verbrauch. Unklar bleibt die Zielgruppe. Wir sind den Chevrolet Aveo gefahren und haben ihn auf seine Alltagstauglichkeit getestet.

2011: So sieht der neue Chevrolet Aveo aus
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2011: So sieht der neue Chevrolet Aveo aus

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Dieses Auto wirkt auf eine Weise tierisch. Der Aveo LT+ von Chevrolet röhrt wie ein Hirsch und hat dank seiner rund 100 Pferdestärken einen Bärendurst. Zwar ist die Beschleunigung beachtlich, doch der Verbrauch ist es auch: Unter 9,2 Litern auf 100 Kilometern geht bei diesem Vierzylinder gar nichts, die Kombination aus Minusgraden und Höchstgeschwindigkeit steigert offenbar auf der Autobahn den Verbrauch sogar auf satte 9,8 Liter. Das ist definitiv zu viel für einen Kleinwagen.

Apropos klein: Der Innenraum des Aveo ist zumindest vorne sehr eng bemessen, selbst wenn der Fahrer nicht allzu korpulent ist. Die Seitentür ist zu hoch, um den linken Arm am Fenster abzulegen - das führt auf längeren Fahrten zu Anspannungen im durchgestreckten Bizeps.

Für den rechten Arm haben sich die Designer zwar eine ausklappbare Armlehne einfallen lassen, von der aus man immer noch bequem schalten kann, doch dieses kleine positive Detail wiegt die anderen Mängel in puncto Bequemlichkeit keineswegs auf.

Auf der Rückbank haben die Insassen zwar ausreichend Platz, allerdings ist es nur für zwei Personen komfortabel. Das Auto erweckt als Viertürer den Eindruck eines Familienwagens, jedoch zeigt schon ein Blick in den Kofferraum, dass dieser Eindruck täuscht.

Ohne die Rückbank umzuklappen, findet hier nicht einmal ein Kinderwagen Platz, und wenn die Rückbank umgeklappt ist, muss die Familie draußen bleiben. Größere Einkäufe, die über einen Kasten Wasser und ein paar Lebensmittel hinausgehen, müssen daher auch mit einem anderen Gefährt getätigt werden.

Positiv fällt beim Aveo neben der leichten Lenkung vor allem die Beschleunigung auf - da wurde im Vergleich zu den Vorgängermodellen nachgebessert. Die Werksangaben von 13,1 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometern wirken fast wie eine Untertreibung, denn einige wesentlich schnellere Autos lassen sich vom flotten Antritt des Aveo an der Ampel schon überraschen.

Deswegen ist er vermutlich so laut, röhrt auf der Autobahn wie ein Hirsch. Was in der Stadt bei einer untertourigen Fahrweise noch ein leises Summen ist, wird spätestens ab 100 km/h zu einem deutlichen Brummen, das auf dem Weg zur Höchstgeschwindigkeit immer lauter wird.

Da hilft es dann schon, dass die Designer die Steuerung für das Autoradio im Lenkrad eingelassen haben - denn ab 100 km/h muss der Fahrer die Lautstärke immer weiter anpassen, um bei diesem Fahrgeräusch noch Musik hören oder Nachrichten verstehen zu können.

Der Aveo wäre aufgrund seiner Größe ein ideales Zweit- oder Stadt-Auto, doch der Bärendurst und das Röhren sprechen letztlich dagegen.

(RP/nbe/top)
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