Von Appelt bis Rehhagel Diese Promis wählen den Bundespräsidenten

Berlin · Bei jeder Bundespräsidentenwahl bekommen sie besondere Aufmerksamkeit: Promi-Wahlleute, die nicht aus der Politik kommen. Dieses Mal sind etwa Ingo Appelt und Otto Rehhagel dabei. Doch es gibt Zweifel, dass das die Wahl interessanter macht.

Brundespräsidentenwahl 2012: Diese Promis waren in Berlin
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Brundespräsidentenwahl 2012: Diese Promis waren in Berlin

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Otto Rehhagel, Ingo Appelt und Jan Josef-Liefers verbringen ihre Freizeit wohl eher selten zusammen. Am 18. März aber schon: Dann sollen der Fußballtrainer, der Komiker und der Schauspieler gemeinsam in der Bundesversammlung sitzen, um den neuen Bundespräsidenten zu wählen.

Neben Spitzenpolitikern und einfachen Abgeordneten schicken die 16 Landtage auch immer eine Reihe von Berühmtheiten oder engagierten Bürgern zur Präsidenten-Wahl nach Berlin. Die Mehrzahl der Länderparlamente hat ihre Wahlleute inzwischen bestimmt. Manche Länderparteien verzichten bei dieser Wahl bewusst auf Promis - und verlassen sich lieber auf Parteisoldaten.

"Es wird niemand von außen eingeladen", heißt es etwa bei der CSU in München. Die bayerische Partei setzt auf erfahrene Politiker. Kein Wunder, hatte Gloria von Thurn und Taxis die Konservativen bei der vorletzten Bundespräsidenten-Wahl 2004 doch arg blamiert. Die Fürstin war nach Berlin geschickt worden, um Horst Köhler zu wählen - und gab ihre Stimme der Herausforderin Gesine Schwan.

Das Risiko aber, dass Abweichler den von Union, FDP, SPD und Grünen unterstützten Kandidaten Joachim Gauck noch verhindern könnten, ist gering. Denn sein parteiübergreifendes Unterstützerfeld ist groß. Und Gaucks Gegnerin Beate Klarsfeld ist von der Linkspartei aufgestellt worden. "Die Partei hat auf jeden Fall so ein Image, dass man nicht leichtfertig ihren Kandidaten wählt", meint der Politologe Carsten Koschmieder von der Freien Universität Berlin mit Blick auf potenzielle Abweichler.

Ausschließlich Politiker schicken neben der bayerischen CSU auch andere Parteien, etwa die FDP in Baden-Württemberg oder die Grünen in Rheinland-Pfalz. Andere dagegen setzen munter auf Prominenz: Die bayerische SPD schickt die Schauspielerin Senta Berger ins Rennen, die niedersächsische FDP den Unternehmer Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. Die sächsische SPD setzt auf den "Tatort"-Star Liefers, die Berliner CDU auf Herthas Rehhagel, und die NRW-SPD hat den Komiker Appelt zum Wahlmann gemacht.

Mit der Entsendung von Nicht-Politikern wollten die Parteien Bürgernähe demonstrieren, meint der Politologe Koschmieder. Vielmehr noch zielten sie aber darauf ab, sich mit den beliebten Prominenten zu schmücken: "Der Glanz der Nominierten strahlt auf den ab, der sie nominiert."

Dass mehr Leute die Bundespräsidenten-Wahl verfolgen, weil Otto Rehhagel unter den Wahlleuten ist, glaubt Koschmieder indes nicht. Auch sein Kollege, der Politikwissenschaftler Gero Neugebauer von der FU Berlin, erklärt, dass Wahlforschung gezeigt habe, dass Promis - etwa als Zugpferde in Wahlkämpfen - wenig bewirkten. "Die müssen schon aktiv sein, aber als Person allein wirken sie noch nicht."

Die Parteien setzen aber ohnehin nicht nur auf bekannte Gesichter aus dem Showbusiness. Neben verdienten Sportlern - in diesem Jahr etwa Behindertensportlerinnen wie die Schwimmerin Kirsten Bruhn - entsenden sie auch immer engagierte Bürger.

Baden-Württembergs Grüne etwa schicken Gisela Mayer, Vorstand beim Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, nach Berlin. Nordrhein-Westfalen dagegen will ein Zeichen gegen Rechts setzen: Mevlüde Genc, die 1993 Verwandte bei einem fremdenfeindlichen Brandanschlag in Solingen verlor, darf für die CDU ebenso mitwählen wie für die Grünen Gamze Kubazik, deren Vater 2006 von den Zwickauer Neonazi-Terroristen ermordet wurde.

Nicht ganz uninteressant ist aber auch die Liste mit den Politikern, die zur Bundespräsidenten-Wahl fahren: So soll Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU) nun für seine Partei Joachim Gauck wählen - gegen den er als CDU-Vize 2010 noch Christian Wulff mit durchgeboxt hatte. Und die Kandidatin der Linken, Beate Klarsfeld, wird voraussichtlich über sich selbst abstimmen: Die Linksfraktion im sächsischen Landtag will die 73-Jährige als Wahlfrau zu ihrer eigenen Wahl schicken.

(dpa)
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