Typische Männer- und Frauenjobs Rollenbilder im Beruf aufbrechen

Düsseldorf · Männliche Erzieher und weibliche Ingenieure sind heutzutage noch eine Seltenheit. Thomas Hemmerle und Ricarda Sahl erzählen, warum sie sich für Berufe entschieden haben, die eigentlich untypisch für ihr Geschlecht sind. Die Stadt bemüht sich um Gleichberechtigung.

 Normalerweise kümmert sich Erzieher Thomas Hemmerle um die Kinder in der Kita Weißdornstraße. Bei einem Besuch der Kita Sulzbachstraße findet er mit freundlicher Professionalität schnell einen Draht zu den fremden Kindern.

Normalerweise kümmert sich Erzieher Thomas Hemmerle um die Kinder in der Kita Weißdornstraße. Bei einem Besuch der Kita Sulzbachstraße findet er mit freundlicher Professionalität schnell einen Draht zu den fremden Kindern.

Foto: Bußkamp, Thomas

Thomas Hemmerle ist ein Exot: Er arbeitet als einer von 20 Erziehern in einer städtischen Kindertagesstätte. "Schon immer hat mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Spaß gemacht", sagt der 32-Jährige. Deswegen hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Dass er nur einer von wenigen ist, das stört ihn nicht. "In meinem Freundes- und Familienkreis reagieren die meisten positiv auf meinen Job. Und auch die Kinder unterscheiden nicht, ob ein Mann sie erzieht oder eine Frau."

 Bauingenieurin Ricarda Sahl arbeitet beim Umweltamt.

Bauingenieurin Ricarda Sahl arbeitet beim Umweltamt.

Foto: Christoph Goettert

Und doch zeigt die Statistik, dass es untypisch ist, wenn ein Mann einen Frauenberuf wählt oder eine Frau in einer Männerdomäne arbeitet. In der Düsseldorfer Stadtverwaltung arbeiten zwar in etwa genauso viele Männer wie Frauen, doch besetzen Frauen eher Teilzeitstellen, während Männer Vollzeit arbeiten. Bei den Nachwuchskräften zeigt sich deutlich, dass Männer sich lieber für den technischen Bereich entscheiden, während Frauen sich in sozialen oder erzieherischen Berufen ausbilden lassen.

Über Berufe informieren

Dagmar Wandt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, weiß, dass die Berufswahl einer langen Tradition folgt: "Die Hälfte aller Frauen trifft ihre Wahl aus zehn klassischen Frauenberufen wie Friseurin, Erzieherin und Krankenpflegerin. Männer hingegen wählen aus einem größeren Spektrum." Viele Jungs entscheiden sich für einen handwerklichen oder technischen Beruf.

Dennoch gibt es Personen, die dieses Muster aufbrechen. Ricarda Sahl ist zum Beispiel studierte Bauingenieurin, hat nach dem Abschluss erst sieben Jahre lang in einem Düsseldorfer Ingenieursbüro gearbeitet - und koordiniert mittlerweile seit sieben Jahren die Service-Agentur Altbausanierung bei der Stadt. "Ich habe schon als Kind lieber mit Lego als mit Puppen gespielt", erzählt sie. In dem Netzwerk, das sie betreut, hat sie viel mit Männern zu tun. "Aber hier bei uns im Umweltamt ist die Quote ziemlich ausgeglichen." An der Arbeit mit Männern schätzt die 41-Jährige, dass ein ehrliches Betriebsklima herrsche.

Sowohl Erzieher Hemmerle als auch Ingenieurin Sahl haben sich für den Beruf entschieden, nachdem sie während eines Praktikums oder des Zivildienstes erste Erfahrungen gesammelt hatten. Gleichstellungsbeauftragte Wandt sieht hier auch die Chance, um die klassischen Rollenbilder auszubrechen: "Man muss den jungen Menschen die Berufe schon frühzeitig vorstellen und zeigen, welche Anforderungen der Job bereithält." Vor allem ist es wichtig, zu verdeutlichen, welche persönlichen Erfolgserlebnisse ein Beruf bieten kann.

Das bestätigt Josef Riepe, der eine städtische Kita leitet. Er hat sich Anfang der 1980-er ausbilden lassen und weiß, dass männliche Erzieher noch immer eine Seltenheit sind. "Dabei hat sich der Beruf des Erziehers enorm gewandelt", sagt er. "Wir verwahren die Kinder nicht nur, wir bereiten sie auf die Schule vor." Inhaltlich habe der Erzieher denselben Stellenwert wie ein Grundschullehrer. Nur das wissen die wenigsten jungen Männer.

Beim nächsten Girl's und Boy's Day am 26. April will die Stadtverwaltung um Nachwuchskräfte werben. Gleichstellungsbeauftragte Wandt ist überzeugt, dass es keine typischen Männer- und Frauenberufe gibt. Um das zu unterstreichen, werden bei der Stadt alle Ausbildungsberufe für beide Geschlechter angeboten.

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