Die Welt scheint nicht groß genug zu sein, um der Fortuna-Euphorie zu entgehen. Die Farben und das Logo des Fußballklubs haben es auf einen 3000 Meter hohen Berg in Salzburg geschafft, ebenso ins Landesinnere von Mallorca, nach Neukaledonien (das ist — ohne geografisch-sprachliche Korrektheit — von hier aus gesehen rechts neben Australien) oder nach Mauritius (rechts neben Madagaskar).

Ins österreichische Salzburg hatte es Christian Patrick Doetsch beruflich geführt: Als Regie-Assisstent der ZDF-Produktion "Die Bergretter" hatte der 38-Jährige eine Fahne mit auf den Gipfel des Hohen Dachsteins in Oberösterreich genommen und sie dort freudestrahlend gehisst — immerhin knapp 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Und einmal in dieser Höhe kam Doetsch direkt ein Wetteinsatz in den Sinn: "Sollte Fortuna tatsächlich den Aufstieg schaffen, werde ich hier in Österreich mit rot-weißem F95-Outfit und Fortuna-Fahne aus einem Flugzeug springen", schrieb Doetsch. Die Wette gilt.

Eigens eingeflogen

Bevor er aber aus einem Flugzeug springt, nutzt er erst einmal eines auf konventionelle Art und Weise: Um sich das heutige entscheidende Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin anzusehen, ist der gebürtige Düsseldorfer eigens eingeflogen, morgen geht es bereits um 6.40 Uhr zurück nach Österreich. "Ich war schon 1995 in Chemnitz beim bislang letzten Aufstieg in die erste Liga dabei", erinnert sich Doetsch. "Das will ich mir in diesem Jahr auch nicht entgehen lassen." Der frühere Hockey-Bundesligaspieler (unter anderem Düsseldorfer HC und Berlin...) erklärt: "Ich merke jetzt schon eine gewisse Nervosität, obwohl ich gar nicht auf dem Platz stehe." Zu den Chancen Fortunas sagt Doetsch: "Man geht mit einem 0:0 rein und muss dann gucken, was nach 90 Minuten ist. Die Euphorie ist natürlich da, aber man muss auf dem Boden bleiben. Dann sehe ich das mit dem Aufstieg positiv." Hoffentlich bleibt das auch beim versprochenen Sprung aus einem Flugzeug so.

Flugzeuge muss man auch besteigen, wenn man die anderen Orte sehen will, an denen Fortuna-Fans ihrem Klub huldigen. Nach Mauritius etwa. Dort hat ein gebürtiger Düsseldorfer die Familie seiner Ehefrau mit rot-weißer Euphorie angesteckt und fleißig Fortuna-Fahnen verteilt. "Von Bayern München oder Dortmund haben die meisten Einwohner schon einmal etwas gehört, Fortuna Düsseldorf hingegen ist auf der Insel unbekannt", berichtet der Düsseldorfer, der nicht namentlich genannt werden will, und diesen Zustand geändert hat: "In einem kleinen Ort namens Flacq im Osten der Insel lebt die Familie meiner Frau. Und von meinen Erzählungen kennen sie die Fortuna und sind — ganz ohne ein Spiel je gesehen zu haben — ebenfalls zu Fans geworden. Wenn wir mit Mauritius skypen, wird immer auch nach Fortuna gefragt." Das ist auf der deutschen Lieblingsinsel Mallorca schon üblicher, eine Besonderheit fand aber Helga Stüwe noch im Landesinneren: Einen rot-weiß bemalten Stein mit "F95" darauf.

Inzwischen ist der Klub nicht nur im Indischen Ozean und im Mittelmeer bekannt, sondern auch im Süd-Pazifik: in Neukaledonien. Denn Günter Gregorovius überreichte einer Gruppe Kanaken — so lautet eine Bezeichnung der Einwohner der auch Kanaky genannten Inselgruppe — in der Hauptstadt Nouméa eine Fortuna-Fahne. "Wie ihr sehen könnt, hat Fortuna Fans auf der ganzen Welt", schrieb Gregorovius und ergänzte: "Sollte Fortuna aufsteigen, werde ich zur hiesigen deutschen Botschaft gehen und da die F95 Fahne aus dem Fenster hängen. Der Honorarkonsul hier ist MSV-Fan und hat so einen hässlichen MSV-Kalender in seinem Büro." Da würde sich eine rot-weiße Fahne sicher gut machen — weltbekannt ist sie ja jetzt schon.