Italien - Deutschland 1:1 Ein Unentschieden zum Jubiläum von Jogi Löw

Mailand · Diese Woche hat sich Philipp Lahm mal wieder zu Wort gemeldet. Er würde doch, bitte schön, ganz gern mal wissen, auf welcher Position er bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wohl spielen werde, hat er gesagt. Bundestrainer Joachim Löw antwortete, das werde der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft noch früh genug erfahren.

Italien - Deutschland: Reaktionen
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Foto: dpa, Matteo Bazzi

Beim Testspiel in Mailand gegen Italien durfte Lahm mal wieder auf der sogenannten Sechs im zentralen Mittelfeld vorspielen. Dort trug er zu defensiver Stabilität bei und sorgte so mit für ein 1:1-Unentschieden der Altmeister.

Löw war sich in seinem 100. Länderspiel treu geblieben. Denn Lahms einstweilige Versetzung in die Mittelfeldzentrale war nicht die einzige Überraschung. Der Schalker Benedikt Höwedes verteidigte auf der rechten Außenbahn, obwohl er als Innenverteidiger ausgebildet ist. Toni Kroos rückte in die Rolle des Spielmachers, den man auch früher schon die Zehn nannte. Mario Götze stand in Ermangelung echter Stürmer in der Spitze. Und statt des Dortmunders Marco Reus gehörte André Schürrle zur Startelf.

Die betrieb zunächst ein Spiel, das ihrem Lehrherrn gefallen haben muss. Auf dem erstaunlich holprigen Rasen des Giuseppe-Meazza-Stadions kontrollierten die Deutschen die Begegnung mit geduldigen Kombinationen, Tempowechseln und viel Ballbesitz. Nach einer Standardsituation gingen sie früh in Führung, was die Arbeit nicht unbedingt erschwerte. Mats Hummels wuchtete nach einer Ecke von Kroos den Ball mit dem Kopf ins Tor.

Italien - Deutschland: Einzelkritik
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Auf der anderen Seite bewiesen die Italiener, dass sie nicht dringend große Spielanteile für ein eigenes Erfolgserlebnis benötigen. Hummels bekam den Ball auf der linken Abwehrseite nicht weg, Ignazio Abate kam nach Doppelpass frei zum Schuss und ließ Manuel Neuer beim 1:1 keine Chance. Damit ging es in die Pause — auch weil Schürrle und Khedira Latte und Pfosten trafen.

Nach dem Ausgleich aber änderte sich die Begegnung ein wenig. Die Gastgeber fanden zu mehr Präsenz, Andrea Pirlo sortierte die Aktionen seiner Mannschaft mit seiner Übersicht und viel Ballgefühl. Und auch in den Zweikämpfen wurde es ein bisschen robuster, was zum Beispiel Sami Khedira schmerzhaft am eigenen Leib erfahren musste, als er ziemlich rüde weggegrätscht wurde.

Die höhere Aggressivität beeindruckte die Deutschen, deren Spiel längst nicht mehr so flüssig war wie zu Beginn. Löw reagierte, indem er Reus für Schürrle und Mesut Özil für Mario Götze brachte. Er erhoffte sich davon wieder mehr Ballkontrolle und Sicherheit. Und er nahm in Kauf, dass Özil häufig Dienst in der Spitze machen musste, was dem Feinmotoriker nicht die allergrößte Freude macht.

Es war für ihn auch nicht leicht, in die Begegnung zu finden, die unterdessen ziemlich verbissen geführt wurde. Auch dafür musste Khedira büßen. Der zuvor beeindruckend aufspielende Mittelfeldmann schied verletzt aus. Bei einem eigenen Foul hatte er sich offenbar das Knie verdreht. Sein Einsatz im Länderspiel in London gegen England ist äußerst fraglich. Er wurde sogar zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. "Wenn er schon ins Krankenhaus muss, ist das keine optimale Geschichte. Ich gehe davon aus, dass er am Dienstag auf keinen Fall dabei ist", sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff im ZDF.

Sein Team steckte den Ausfall weg, und es hielt die Italiener in einer sehr intensiven Partie meist aus der gefährlichen Zone heraus. Für beide Mannschaften war es eine sehr brauchbare Einstimmung auf das, was sie bei der WM im nächsten Jahr in den Spielen gegen große Rivalen erwartet. Beide mussten hart arbeiten. Die Deutschen setzten nicht die fast schon üblichen spielerischen Glanzlichter. Aber sie bewiesen, dass sie auch den vergleichsweise schmucklosen Stil durchaus beherrschen. Dennoch hätten sie gewinnen können, in der Nachspielzeit klatschte ein Schuss von Höwedes an den Pfosten.

(spol)
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