DFB-Elf gewinnt 1:0 gegen England Deutschlands Wembley-Serie hält
London · Die deutsche Nationalmannschaft hat wieder einmal das Wembley-Stadion erobert und bleibt für die Briten in deren Wohnzimmer ein echter Albtraum. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gewann den Länderspiel-Klassiker gegen England mit 1:0 (1:0) und erwies sich dabei zum sechsten Mal seit 1975 als Party-Schreck in der englischen Kultstätte. Den Siegtreffer in einer an Höhepunkten armen Partie erzielte ausgerechnet Abwehrchef Per Mertesacker (39.) vom FC Arsenal, der die DFB-Elf in seiner Wahlheimat als Kapitän aufs Feld führen durfte.
Vor 15 Jahren hatte Roy Hodgson ein gutes Angebot. Der Absender war der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Ein Engagement des Trainers kam aber nicht zustande. Andere mussten die deutsche Nationalmannschaft aus dem tiefen Tal des Rumpelfußballs führen. Größte Verdienste hat sicher Joachim Löw.
Am Dienstag standen sich die beiden Coaches in einem Testspiel gegenüber, Hodgson betreut die Engländer, die zur Feier des 150-jährigen Verbandsbestehens die Deutschen im Londoner Wembleystadion empfingen. Die Gäste gewannen nach ansprechender Leistung durch ein Tor von Per Mertesacker mit 1:0.
Es war sicher nicht die bestmögliche DFB-Auswahl, die auf den heiligen Rasen von Wembley lief. Das war nach verletzungsbedingten Absagen oder vom Trainer verordneten Ruhepausen für Manuel Neuer, Mesut Özil und Philipp Lahm auch nicht zu erwarten. Dennoch gelang es Löw wieder mal, noch eine Überraschung einzubauen. Niemand hatte mit der Nominierung von Heiko Westermann gerechnet, aber der oberste Übungsleiter der Nation schickte den Hamburger auf der Position des rechten Verteidigers ins Rennen. Bemerkenswert, hatte Westermann doch zuletzt nach der 3:5-Niederlage in Leverkusen bekannt hat, dass ihm diese Rolle nicht eben auf den kraftvollen Leib geschneidert sei.
England über weite Strecken ideenlos
Er erledigte seine Aufgabe dann doch sehr ordentlich, vor allen Dingen in der Defensive. Das lag ein wenig auch an den Engländern, die besonders im ersten Durchgang überhaupt keine Angriffswucht entwickelten — von überraschenden Ideen ganz zu schweigen. Die deutsche Mannschaft hatte es deshalb leicht, in die Begegnung zu finden. In der Abwehrmitte kontrollierten Jerome Boateng, für den zur zweiten Hälfte Mats Hummels kam, und Per Mertesacker die britischen Offensivkräfte. Und im Verlauf der ersten Halbzeit übernahm auch das deutsche Mittelfeld mehr und mehr das Spiel.
Die Führung resultierte allerdings wie schon das Tor in Italien aus einer eingeübten Situation. Toni Kroos flankte nach einer zunächst abgewehrten Ecke noch einmal sehr präzise in den Strafraum, und Mertesacker traf per Kopf zum 1:0 für die Gäste. Marco Reus hätte kurz nach dem Seitenwechsel schon erhöhen müssen, aber er scheiterte freistehend vor Torhüter Joe Hart, nachdem sich Mario Götze durch die Abwehr gedribbelt hatte. Diese vergebene Torchance belebte die Gastgeber, die zumindest zu Ansätzen von druckvollem Spiel fanden.
Sie profitierten bei ihren Ballgewinnen jedoch auch vom manchmal ein bisschen schludrigen deutschen Aufbauspiel aus der Tiefe. Trotzdem blieben die Deutschen das beherrschende Team. Bitter in dieser Phase, dass Hummels nach gerade mal 20 Minuten Einsatz wieder vom Platz humpeln musste und für das Topspiel in der Bundesliga gegen Bayern München am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Live-Ticker) auszufallen droht. Der Schalker Benedikt Höwedes übernahm die Position des Innenverteidigers.
Dadurch gab es natürlich Abstimmungsprobleme im Deckungszentrum, die den Ertrag aus dem dominanten Spiel im Mittelfeld durchaus gefährdeten. Löw registrierte es an der Seitenlinie erzürnt. Ebenso wenig wird ihn begeistert haben, dass Götze und der inzwischen eingewechselte Sidney Sam auf der anderen Seite gute Torgelegenheiten gelassen verstreichen ließen.
Deshalb blieb der Begegnung die Spannung erhalten, auch wenn die Engländer auf heftige Attacken gegen das deutsche Mittelfeldspiel weitgehend sehr großzügig verzichteten. Die Mannschaft von Roy Hodgson setzte — sehr erstaunlich für ein Heimteam — eher auf Konter. Sie ließ die Deutschen gewähren und wartete auf Fehler, um dann schnell in den Angriff zu kommen. Dieses Rezept fand nicht einmal das stets äußerst dankbare Publikum gut.