Korschenbroich Kommt der nächste König aus Kamerun?

Korschenbroich · Beim Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften läuft noch die Debatte um den muslimischen Schützenkönig aus Werl. Und schon möchte ein Afrikaner in Korschenbroich König werden.

Von politischer Korrektheit hält der schwarzafrikanische Schützenbruder Dr. Raoul Cheuteu (44) nur wenig. Seine Bruderschaft hat ihm eine Ehrenplakette mit der Aufschrift "Dem ersten Neger im Schützenzug" geschenkt. Und die hängt zu Hause bei ihm in Kameruns Hauptstadt Yaoundé gut sichtbar im Wohnzimmer. Er nimmt es mit Humor.

Nun schickt sich der Augenarzt aus Kamerun an, im Oktober in Korschenbroich möglichst den Vogel abzuschießen und damit zu "Unges Pengste" 2015 der erste schwarze Schützenkönig im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) zu werden. Und ganz anders als bei dem derzeit vieldiskutierten muslimischen Schützenkönig im westfälischen Werl hätte die BHDS-Zentrale in Leverkusen mit diesem Kandidaten aus Afrika überhaupt keine Probleme.

Denn Ralf Heinrichs, Schützenbruder aus Korschenbroich und hauptamtlich als BHDS-Geschäftsführer in Leverkusen tätig, weiß ganz genau: Raoul Cheuteu ist Katholik, hat katholisch geheiratet, eine katholisch getaufte Tochter und ist damit mehr als satzungskonform gemäß den Grundsätzen des BHDS. Und so lautet Heinrichs Kurzkommentar zum anstehenden Vogelschuss: "Ich fände es grandios, wenn Raoul Cheuteu dabei wäre und auch noch den Königsvogel von der Stange holte." Heinrichs und Cheuteu feiern nicht nur gemeinsam alljährlich Pfingsten mit allen bruderschaftlichen Aktivitäten von der Messe bis hin zum Umtrunk im Festzelt. Sie sind auch aktiv im Korschenbroicher Verein "Augenhilfe Afrika", der Operationen gegen Blindheit in den Ländern südlich der Sahara aus Spenden finanziert.

In Leverkusen hatte der BHDS jetzt zu dem Fall des muslimischen Schützenkönigs erklärt: "Auch als Christen und Schützenbrüder dürfen und werden wir an unserem Recht auf positive Religionsfreiheit festhalten. Dieses Recht steht christlichen Schützenbrüdern ebenso zu wie unseren muslimischen, jüdischen oder buddhistischen Mitbürgern. Dies bedeutet für uns das Recht auf christliche Identität, wie jedem Bundesbürger das Recht auf positive Religionsfreiheit zusteht."

In der Konsequenz würde der katholische Kameruner als vollgültiges Bruderschaftsmitglied dann auch beim Bezirkskönigsschießen antreten können, sollte er dies wollen. Denn erst bei der Eintragung zum Bezirkskönigsschießen war in Werl aufgefallen, dass der seit Jahren absolut integrierte Bruderschaftler Mithat Gedik Moslem und eben kein Christ ist. Der Umgang allerdings mit dieser "Entdeckung" dürfte in Westfalen ein ganz anderer sein, als es im Rheinland der Fall wäre. Darauf hatte auch Leverkusens Stadtdechant Hans-Peter Teller hingewiesen: "Im Rheinland hätte man mal mit dem Bruder gesprochen und nicht alles gleich an die große Glocke gehängt." Und schließlich ist auch der afrikanische Schützenbruder in gewisser Weise ein Rheinländer. Er versteht zu feiern, ist aber auch zur Frühmesse und zur Parade allzeit zur Stelle.

(RP)
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