Düsseldorf Ärger um den Rochusmarkt

Pempelfort · Die Zustände auf dem Platz sind desolat. Mit dem einzigen verbliebenen Markthändler vor Ort ist nicht gut Kirschen essen. Anwohner, Ex-Händler und Geschäftsleute sehen in der Präsenz genau dieses Mannes das eigentliche Problem.

 Die Zustände auf dem Platz vor der Rochuskirche werden von Anwohnern und Geschäftsleuten häufig kritisiert.

Die Zustände auf dem Platz vor der Rochuskirche werden von Anwohnern und Geschäftsleuten häufig kritisiert.

Foto: Christoph Reichwein

Markthändler J. redet nicht mit der Presse: "Ihr schreibt ja ohnehin, was ihr wollt", sagt er dann doch etwas. Die Zustände auf dem Marktplatz sind seit Jahren unbefriedigend: Es ist karg, die Imbissbude ist meistens dicht, Altglas- und Altpapiercontainer quellen ständig über. Zudem sieht es oft dreckig aus, sogar Ratten werden dort regelmäßig gesichtet. Damit habe J. aber nichts zu tun.

Nach der Berichterstattung in der Rheinischen Post zum Rochusmarkt Anfang Januar meldeten sich hingegen zahlreiche Anwohner und anderweitig Betroffene, um aus ihrer Sicht zu schildern, was der ausschlaggebende Grund für die unbefriedigende Situation vor Ort sei. Und diese Einschätzungen sind nahezu identisch: Es sei J. selbst, der Verantwortung trage, niemanden neben sich dulde und sich wie ein Ekel aufführe - und das seit nahezu drei Jahrzehnten.

Michael Becker hatte bis 2008 einen Blumenstand auf dem Rochusmarkt und geriet mit J. aneinander. "Er betrachtet den Platz als sein eigenes Betriebsgelände. Als er merkte, ich habe geschäftlichen Erfolg, standen am nächsten Tag 20 Eimer mit Blumen vor seinem Obst- und Gemüsestand." Bäcker und Metzger sei es ganz ähnlich ergangen, ständig habe es Streit gegeben. Das Problem: "Eine Beschwerde bei der Marktverwaltung war nutzlos. Der Leiter hat J. offensichtlich protegiert", so der Vorwurf von Becker. Er selbst sei irgendwann krank geworden, "die Bauchspeicheldrüse hat schlappgemacht. Als ich im Krankenhaus lag, hat die Stadt meinen Stand abgerissen und mir die Kosten in Rechnung gestellt."

Harter Tobak. Doch diese Schilderungen decken sich erstaunlich mit den Aussagen von zwei Anwohnerinnen, die aus Angst vor einer Retourkutsche von J. ihre Namen lieber nicht in der Zeitung lesen wollen. "Er hat alle anderen Händler verjagt, fährt mit seinem Auto über den Spielplatz, als ob alles ihm gehören würde. Er führt sich auf wie ein Platzhirsch, alle regen sich auf, doch niemand macht was." Wie ihre Nachbarin glaubt auch sie zu wissen, dass J. über beste Beziehungen zum Marktamt verfüge. "Er ist ein bösartiger Tyrann, der keine Götter neben sich duldet", lautet die Einschätzung der zweiten Anwohnerin.

Negative Erfahrungen mit J. hat auch eine Geschäftsfrau gemacht, die aus Angst vor einem Racheakt ebenfalls anonym bleiben will: "Er hat hier noch jeden vergrault, kann sich dem Anschein nach aber offensichtlich alles erlauben." Vor allem der Verschlag, den J. als eine Art Lagerfläche nutze, sei eine Zumutung und ziehe Ratten an. Das hat Anwohner Max Müller ebenfalls beobachtet: "So etwas findet man auf Wochenmärkten in Düsseldorf zum Glück nirgends. Dabei war das früher mal ein Durchgang zum Rochusmarkt. Aber wie man überall hört, kann es Herr J. ja gut mit dem Amt."

Derartige Verdächtigungen weist Klaus Meyer, Leiter des zuständigen Amtes für Verbrauchschutz, vehement zurück: "So etwas ist bei uns nicht vorstellbar. Es gibt ein Vier-Augen-Prinzip. Das sind dem Anschein nach Gerüchte, die sich weitertragen und fälschlich verdichten." Von etwaigen Verstößen des Händlers, die ein Ordnungswidrigkeitsverfahren nach sich ziehen würden, sei ihm nichts bekannt. Dass prinzipiell mit dem Platz aber etwas im Argen liegt, räumt Meyer ein: "Wir sind nicht zufrieden mit dem Rochusmarkt und werden uns überlegen, mit welchen Varianten der räumlichen Gestaltung eine Aufwertung erzielt werden kann."

(RP)
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