Jahrbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen Deutliche mehr Tote durch Alkohol als durch illegale Drogen

Berlin · Durch Alkohol- und Tabakkonsum sterben in Deutschland mehr als hundertmal so viele Menschen als durch illegale Drogen. Das teilte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am Mittwoch bei der Vorstellung ihres Jahrbuchs in Berlin mit.

Die wichtigsten Fakten aus dem Sucht - und Drogenbericht 2013
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Foto: dpa

Rund 74.000 Menschen sterben jedes Jahr allein durch Alkohol oder den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak, hieß es demnach. An den Folgen des Rauchens sterben demnach jährlich zwischen 100.000 und 120.000 Menschen, das sind im Schnitt knapp 300 pro Tag. Damit bleiben laut DHS Alkohol und Tabak "die Drogen mit dem größten Schadenspotenzial".

Trotz der deutlich sinkenden Raucherquote bei Jugendlichen bleibe der Tabakkonsum weiter auf bedenklich hohem Niveau. Allein 2014 wurden laut DHS knapp 80 Milliarden Fertigzigaretten geraucht. Das bedeute, dass statistisch gesehen jeder Bundesbürger rund tausend Zigaretten pro Jahr raucht. Dazu kommen knapp 40 Milliarden selbstgedrehte Zigaretten.

Experten drängen auf Ausbau der Prävention

Die DHS verwies auf andere europäische Länder, die auf den hohen Tabakkonsum mit weiterreichenden Regulierungen reagierten, etwa mit neutralen Verpackungen für Zigarettenschachteln. Dort und auch bei der Abschaffung von Zigarettenautomaten hinke Deutschland dem Trend in Europa hinterher, kritisierte die Organisation.

Mehr als 400.000 der gut eine Million Zigarettenautomaten in der EU stünden in Deutschland. Die DHS forderte ein Verbot der öffentlich zugänglichen Zigarettenautomaten und eine Lizenzierung von Tabakverkaufsstellen.

Die Suchtexperten drangen darüber hinaus auf einen Ausbau der Prävention, bei der die Alkohol- und Tabakprävention oberste Priorität haben müsse. Bei dem von der Regierung geplanten Präventionsgesetz sei allerdings "keine Suchtpräventions aus einem Guss erkennbar", kritisierte die DHS.

Mehr Hilfesuchende Crystal-Konsumenten

Ein Lichtblick sei das gut ausgebaute Suchthilfesystem in Deutschland. Die Anforderungen und der Bedarf bei der Beratung und Behandlung bis hin zur Nachsorge und Selbsthilfe stiegen. Die größte Nachfrage bestehe nach wie vor im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch. Aber auch bis zu einem Drittel mehr Hilfesuchende Crystal-Konsumenten stellten die Suchtberatung vor große Herausforderungen, betonte die DHS.

Die synthetische Droge Crystal ist in Deutschland seit Jahren auf dem Vormarsch; sie macht schnell abhängig. Die DHS forderte, die Beratungsstellen, die abhängig vom Budget der Kommunen seien, endlich auf eine "finanziell gesicherte Basis" zu stellen.

(AFP)
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