Solingen Metalldiebe verursachen Bahn-Unfall

Solingen · Unbekannte haben die Oberleitung der Bergischen Museumsbahnen auf einer Länge von 450 Metern gekappt und Kupferkabel gestohlen. Ein Triebwagen verunglückte deshalb am Wochenende auf der Strecke oberhalb der Kohlfurth.

 Der Stromabnehmer des Arbeitstriebwagens wurde abgerissen und krachte auf die Strecke der Bergischen Museumsbahnen.

Der Stromabnehmer des Arbeitstriebwagens wurde abgerissen und krachte auf die Strecke der Bergischen Museumsbahnen.

Foto: Bergische Museumsbahnen

Der Schock war den Ehrenamtlern von den Bergischen Museumsbahnen auch gestern noch anzumerken. In einer sprichwörtlichen Nacht- und Nebelaktion haben Metalldiebe auf einer Länge von 450 Metern die Oberleitung der Museumsstraßenbahn zwischen der Kohlfurth sowie Wuppertal-Cronenberg gestohlen - und so einen Unfall mit beinahe fatalen Folgen ausgelöst.

 Jörg Rudat, stellvertretender Vorsitzender der Museumsbahnen, inspiziert den Schaden. Die Diebe trennten die Kupferkabel sauber ab.

Jörg Rudat, stellvertretender Vorsitzender der Museumsbahnen, inspiziert den Schaden. Die Diebe trennten die Kupferkabel sauber ab.

Foto: Köhlen

Als ein Arbeitstriebwagen der Museumsbahnen die Strecke am Samstagmittag befuhr, verunglückte die Bahn in Höhe der Haltestelle Friedrichshammer. Der Stromabnehmer des Triebwagens krachte aufgrund der plötzlich fehlenden Oberleitung direkt neben einem zufällig vorbeikommenden Spaziergänger zu Boden und verfehlte den Mann lediglich um Haaresbreite.

"Der Unfall hätte schrecklich ausgehen können", sagte gestern Jörg Rudat als einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Bergischen Museumsbahnen. Der Verein, der sich seit über 40 Jahren um die Ende der 60er Jahre stillgelegte Straßenbahnstrecke kümmert und 1992 die alte Linie von der Kohlfurth hoch nach Cronenberg für Museumsfahrten wieder in Betrieb nahm, steht vor einem Scherbenhaufen. Denn der durch den Oberleitungsdiebstahl entstandene Schaden beläuft sich nach ersten Schätztungen auf bis zu 55.000 Euro.

"Wir wissen im Augenblick noch nicht, wie wir das Geld für die Reparatur aufbringen sollen", klagte Rudat, der darauf hofft, dass Spender helfen. Zwar sind die traditionellen Nikolausfahrten am 5. und 6. Dezember gesichert. Allerdings wird die Veranstaltung, zu der regelmäßig an die 800 Kinder kommen, nur eingeschränkt möglich sein. Und darüber hinaus ist die neue Fahrsaison ab April 2016 in Gefahr. Sollte die Oberleitung bis zu diesem Zeitpunkt nicht erneuert worden sein, wäre im kommenden Jahr einzig ein eingeschränkter Fahrbetrieb zwischen Kohlfurth und Friedrichshammer möglich.

Bei den Museumsbahnen geht man davon aus, dass der Diebstahl das Werk von Profis war. Tatsächlich müssen mehrere Täter beteiligt gewesen sein. Denn die Diebe gingen ausgesprochen überlegt vor. So kappten sie die Oberleitung an einer Stelle, an der zwei Stränge ineinander übergehen und die zudem in einem schwer einzusehenden Teil der Straßenbahnlinie liegt.

Auf diese Weise war es den Kriminellen einerseits möglich, mit einem einzigen Schnitt die Leitung auf einer Strecke von fast einem halben Kilometer zu Boden zu bringen und den Kupferstrang danach einfach in kleine Stücke zu zerteilen. Andererseits hatten die Täter, die nachts zugeschlagen haben müssen, aber auch genügend Zeit, ihr Diebesgut unerkannt über einen Waldweg abzutransportieren.

Die so entwendeten Kupferteile von knapp einer Tonne Gewicht dürften auf dem Schwarzmarkt einen Erlös von mehreren tausend Euro bringen. Ein Grund mehr für die Polizei, den Diebstahl ausgesprochen ernst zu nehmen. "Es kommt nur selten vor, dass eine so große Menge an Metall auf einen Schlag gestohlen wird", sagte ein Polizeisprecher, der darüber hinaus klarstellte, dass es sich bei der Tat keineswegs allein um einen Diebstahl handele.

"Wir ermitteln auch wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr", betonte der Sprecher. Gleichwohl dürfte es schwer fallen, die Täter zu fassen. So lässt sich der Tatzeitraum kaum eingrenzen. Fest steht lediglich, dass die Metalldiebe zwischen dem 1. und 7. November zuschlugen. Die einzige Spur ist derzeit die Beobachtung einer Spaziergängerin, die vergangene Woche zwei Männer bemerkte, die Handyfotos von dem Streckenabschnitt machten.

Bei den Museumsbahnen sind die Verantwortlichen derweil damit beschäftigt, den Schrecken zu überwinden. "Immerhin sind wir vor einigen Wochen schon einmal Opfer eines Diebstahls geworden", sagte Vereinsvorsitzender Michael Schumann. Damals waren allerdings nur weniger wertvolle Kabel entwendet worden.

(RP)
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