Jüchen Gesamtschule stößt an ihre Grenzen

Jüchen · Obwohl im Sommer erfolgreich gestartet, sind wichtige Personalfragen bei der Gesamtschule immer noch in der Schwebe. Und längst nicht alle Jüchener verstehen das Konzept des selbstständigen Lernens in dieser Schule.

Immer noch viel erklären und werben - vor allem um Verständnis der scheinbar neuen selbstständigen Lernform - müssen Gesamtschulleiterin Susanne Schumacher und ihr Team. Im Sommer als neue Schulform in Jüchen an den Start gegangen, ist schon viel erreicht worden, wie Schumacher im Gespräch mit unserer Redaktion bilanziert. "Wir sind aber auch an unsere Grenzen gestoßen", sagt sie angesichts der immer noch ungeklärten Personalsituation. Es gibt zwar einen Stellvertreter für die nach wie vor wegen Langzeiterkrankung nur kommissarischen Schulleiterin. Der "sitzt" aber noch auf seiner "alten" Stelle in der Sekundarschule Neuss fest.

Erfreulich hingegen: "Zum 1. Februar bekommen wir einen zusätzlichen Lehrer für Englisch und Sport", kündigt Schumacher an. Und sie hofft nun, dass sich auf die Ausschreibung einer sonderpädagiogischen Stelle an der Gesamtschule, die vom 24. Dezember bis 6. Januar laufen wird, Bewerber finden. Schließlich brauche die Gesamtschule Jüchen als einzige Inklusionsschule vor Ort eine solche zusätzliche sozialpädagogische Kraft, betont Schumacher.

Aktuell haben laut Schulleiterin 44 der insgesamt 533 Gesamtschüler in Jüchen einen unterschiedlichen Förderbedarf. "Mit dem neuen Schuljahr werden es aber noch mehr", prognostiziert sie. Denn Schumacher weiß, dass auch etliche Schulen im Umland ihre Kinder mit Förderbedarf gerne in die Gesamtschule Jüchen schicken würden. Offiziell soll sie aber nur acht pro Jahr neu aufnehmen, und die möglichst nur aus Jüchen. Umso mehr wartet Schumacher jetzt auf einen Integrationsbegleiter, der sich auf die Berichterstattung unserer Redaktion hin gemeldet habe. Das Genehmigungsverfahren für diesen Helfer laufe zurzeit bei der Bezirksregierun, berichtet sie.

Ärger verursacht der Schulleiterin ein gewisses Unverständnis über das pädagogische Konzept, auf das sie außerhalb der Gesamtschule noch häufig stoße, beklagt Schumacher und nennt ein aktuelles Beispiel: FDP-Fraktionsvorsitzender Konrad Thelen hatte (wie gestern berichtet) in seiner Haushaltsrede das selbstständige Lernen in der Gesamtschule Jüchen als "Trickbetrug" bezeichnet. Dagegen wehrt sich Schumacher: "Vorher hatten die Schüler ein Konsumverhalten im Unterricht. In den Lernbüros sind sie nicht ohne Lehrer, aber die Lehrer helfen dann, wenn die Schüler selbstständig nicht weiterkommen. So werden die Kinder besser auf das Berufsleben vorbereitet. Und so viel Schüleraktivität, wie in den Lernbüros, hatten wir vorher nie. Sie haben eine Zeitleiste, in der sie ihre Module erarbeiten müssen", verdeutlicht Schumacher, die sich sicher ist: "Bei uns lernen die Kinder wirklich fürs Leben, für sie ist die Schule kein Glaskasten, der sie vor der späteren Lebenswirklichkeit abschottet." Und um sich im wirklichen Leben auch ausdrücken zu können, bietet die Gesamtschule jetzt das neue Wahlpflichtfach "Darstellen und Gestalten" an.

(NGZ)
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