Wettbewerbsexperte Justus Haucap "Verbraucher sind Leidtragende von Handelskriegen"

Justus Haucap ist Professor an der Heinrich-Heine-Universität und Gründer des Instituts für Wettbewerbsökonomie.In aktuellen Debatten bezieht er gerne Stellung. So auch in der Diskussion um den neuen US-Präsidenten Donald Trump.

 Justus Haucap ist Experte für Wettbewerbsökonomie.

Justus Haucap ist Experte für Wettbewerbsökonomie.

Foto: Tim Brakemeier

Herr Haucap, Sie sind Experte für Wettbewerbsökonomie. Wen würden Strafzölle treffen, wenn die USA ernst machen?

Justus Haucap Die deutschen Autohersteller werden davon sehr empfindlich getroffen. Relativ zu den gesamten Absatzzahlen würde es wohl Porsche am härtesten treffen, gefolgt von BMW und Mercedes. Andererseits wird wohl VW am meisten Probleme haben, bei Zöllen Preiserhöhungen im US-Markt durchzusetzen. Und natürlich trifft es auch die amerikanischen Verbraucher. Nicht jeder Amerikaner will statt eines Porsches eine Corvette kaufen.

Wie kann sich Deutschland wehren?

Haucap Die Zuständigkeit für die Außenhandelspolitik liegt bei der EU. Daher sollte man nicht auf nationalstaatlicher Ebene mit Vergeltungsmaßnahmen beginnen. Strafzölle als Vergeltungsmaßnahmen treffen immer auch europäische Verbraucher. Von einem Strafzoll auf amerikanische Autos und Autoteile halte ich wenig. Besser wäre, unabhängig vom Handelsstreit, eine vernünftige Besteuerung amerikanischer Unternehmen wie Apple, Google, Facebook in Deutschland.

Fürchten Sie einen Handelskrieg?

Haucap Ja, das ist zu befürchten. Allerdings wird es etwa dauern, bis die EU zu Vergeltungsmaßnahmen greifen wird, da wir uns sicher nicht so hoppla hopp die internationalen Regeln über Bord werfen werden wie Donald Trump dazu bereit ist. Und in vier Jahren sind in den USA ja auch wieder Wahlen.

Was lehrt die Geschichte - zahlen sich Handelskriege auf Dauer aus?

Haucap Nein, Handelskriege zahlen sich in aller Regel nicht aus. Leidtragende sind immer die Verbraucher. Viele Menschen profitieren von freiem Handel, sonst würden sie sich nicht gegenseitig Produkte verkaufen. Man macht die Menschen nicht glücklicher, indem man sie nötigt, die aus ihrer Sicht zweit- und drittbesten Autos zu kaufen. Das gilt für Amerikaner wie für Europäer.

Antje Höning stellte die Fragen.

(RP)
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