Unsere Woche Dinslakener Schulpolitik wird eine Hängepartie bleiben

Dinslaken · Warum die Dinslakener Schulpolitiker auf Entscheidungen auf Landesebene warten.

Natürlich müssen sich die große Mehrheit der Politik und die Dinslakener Schulverwaltung das Bonbon ans Revers pappen lassen, dass sie ziemlichen Mist gebaut haben, als sie seinerzeit in großer Eile die Errichtung einer Sekundarschule betrieben haben. Und natürlich ist jetzt die Ungeduld der Eltern der Sekundarschule absolut nachvollziehbar. Natürlich wollen sie wissen, was aus der Schule ihrer Kinder wird. Natürlich ärgern sie sich, dass die Mehrheit der Dinslakener Politik ihnen das nicht sagen will. Natürlich trägt diese Hängepartie auch nicht dazu bei, die Überlebenschancen dieser Schulform in Dinslaken zu verbessern - ganz im Gegenteil. Nur was würde eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt bringen? Stand jetzt, könnte die Politik eigentlich nur entscheiden, die erst vor ein paar Jahren gegründete Sekundarschule wieder dicht zu machen. Das ergibt sich nicht nur aus dem - ansonsten durchaus zweifelhaften - Schulgutachten, es ergibt sich auch aus den allgemeinen schulpolitischen Rahmenbedingungen. Die allerdings hat die Landespolitik zu verantworten. Die Sekundarschule - 2012 im sogenannten Schulfrieden - als, wie sie die Landeschulministerin damals feierte, "Schule der Zukunft" geboren, hat sich in rasender Geschwindigkeit landesweit als problematische Schulform entpuppt. Der Grund: Im seinerzeitigen Schulkompromiss sind die Strukturfragen bis 2023 vertagt worden. Damit lässt die nordrhein-westfälische Landespolitik es zu, dass zwei Schulsysteme nebeneinander herlaufen und sich kannibalisieren. Das dreigliedrige Schulsystem, das keines mehr ist, weil ihm mit der Hauptschule eine tragende Säule weggeschlagen worden ist und das integrative Schulsystem, dem die bei den Eltern immer noch hoch angesehene Realschule die von Gesamt- oder auch Sekundarschule dringend benötigte Zahl an leistungsstärkeren Schülern absaugt. Lösen ließe sich dieses Dilemma nur, wenn die Landespolitik zu einer klaren Linie fände und neben den Gymnasien nur noch eine integrative Schulform zuließe. Das aber würde das Aus für die Realschule bedeuten. Die Landespolitik wird diese Strukturdebatte nach der Wahl führen müssen. Dass die beiden großen Stadtratsfraktionen in Dinslaken das Ergebnis dieser Diskussion nicht vorwegnehmen möchten, ist zwar vielen ein Ärgernis, aber nachvollziehbar. Sie müssten dann zu der Lösung kommen, die übrigens auch der Schulgutachter zur zwar besten, aber politisch nicht durchsetzbaren erklärt hat. Schließung der Sekundarschule, der Realschule und eines Gymnasiums und stattdessen die Gründung einer zweiten Gesamtschule. Damit würden sie zwar die wohl auf Dauer tragfähigste Schullandschaft schaffen - die, daran sei erinnert, die Dinslakener Linke schon vor der Entscheidung für die Sekundarschule gefordert hat und auch heute noch fordert. Der Widerstand der Eltern gegen die Schließung der Realschule wäre aber immens. Darum wird die Schulpolitik in Dinslaken auf absehbare Zeit eine Hängepartie bleiben. Das mag man bedauern und kritisieren, ist aber immer noch besser, als in der Schulpolitik vor Ort einen Fehler an den anderen zu reihen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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