Nach Umzug nach Rommerskirchen 15-Jährige sucht seit Wochen eine Schule

Rommerskirchen · Derya Sahinbas ist nach Rommerskirchen gezogen. Sie kommt von einer Hauptschule in Leverkusen und sitzt nun seit fast vier Wochen zu Hause, weil sich keine Schule für sie verantwortlich fühlt. Dabei würde sie gerne wieder lernen.

 Für die Hauptschulen ist Derya (vorne) zu jung, für die Sekundarschulen zu alt. Auch Mutter Jutta und deren Lebensgefährte Sahin verzweifeln am Behördendschungel.

Für die Hauptschulen ist Derya (vorne) zu jung, für die Sekundarschulen zu alt. Auch Mutter Jutta und deren Lebensgefährte Sahin verzweifeln am Behördendschungel.

Foto: woi

Derya ist ein wissbegieriges Mädchen. Mit ihren wachen Augen blickt sie ihr Gegenüber an und versteht die Welt nicht mehr. "Ich würde gerne wieder zur Schule gehen, aber stattdessen muss ich zu Hause bleiben", sagt Derya Sahinbas. Denn keine Schule der Umgebung will die 15-Jährige aufnehmen.

Dabei liegt es keineswegs an ihrer Person oder an ihren bisherigen Noten, dass sie nicht zur Schule gehen darf. Derya hat offenbar einfach Pech, dass sie bis Mitte Februar ausgerechnet die 8. Klasse einer Hauptschule in Leverkusen besucht hat. Dort lebte sie bisher bei ihrem Vater. Jetzt aber ist sie zu ihrer Mutter Jutta nach Villau gezogen. "Ich habe bestimmt schon sieben Schulen angeschrieben, zu mehreren sind wir auch hingefahren", erzählt die Mama. Doch bisher habe sie nirgendwo erfolg gehabt.

Die Hauptschule, und das ist die Krux, ist ein Auslaufmodell. Mehrere Einrichtungen in der Umgebung wurden bereits geschlossen, den übrigen steht dieses Schicksal ebenfalls früher oder später bevor. So zum Beispiel der Hermann-Gmeiner-Hauptschule in Dormagen. Deren kommissarische Schulleiterin Andrea Knossalla bedauert auf Nachfrage: "Wir haben keine Klasse 8 mehr, nur noch die Klasse 10, unsere Schule läuft im Sommer aus."

Ebenfalls eine Absage erteilte die Dormagener Sekundarschule, die als alternative Schulform neben der Gesamtschule in Frage käme. Die noch junge Einrichtung verfügt erst über die Stufen 5, 6 und 7, eine 8. Klasse existiert (noch) nicht. Für die Sekundarschule zu alt, für die Hauptschule zu jung. Und bei den Gesamtschulen hagelte es gleich reihenweise Abfuhren mit dem Argument, sie seien überfüllt.

Beim Schulamt des Rhein-Kreises Neuss war am Montag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Bezirksregierung in Düsseldorf konnte aber immerhin ein wenig Licht in die gesetzlichen Regelungen bringen. Pressesprecherin Jessica Eisenmann erklärte, dass die Schülerin nur einen Rechtsanspruch auf den Besuch einer Gesamtschule hätte, wenn sie zuvor bereits an einer Gesamtschule gewesen wäre. Hat sie aber "eine Schule des dreigliedrigen Systems besucht (Gymnasium, Realschule oder Hauptschule), kann an einer Gesamtschule nur dann ein Platz beansprucht werden, wenn die "Bandbreite in der Klassenbildung noch nicht ausgeschöpft" ist. "Sollte es mit einem Platz an einer Gesamtschule nicht klappen, ist die abgebende Schulform - sprich Hauptschule - verpflichtet, die Schülerin aufzunehmen", so Eisenmann weiter. Sollte es dabei zu Schwierigkeiten kommen, biete die Bezirksregierung gerne ihre Hilfe an.

Eine kleine Hoffnung auf eine Lösung zeichnet sich nun aber doch ab: Bei der Maximilian-Kolbe-Hauptschule in Neuss gibt es noch eine Stufe 8, dort steht eine Entscheidung der Schulleitung aber noch aus. Und die beiden Gesamtschulen in Grevenbroich wollten gestern wohl darüber konferieren, ob sie gemeinsam eine zusätzliche Klasse gründen können. Denn neben Derya gäbe es noch acht weitere Anfragen.

(NGZ)
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