Düsseldorf Die sieben Leben eines Kantors

Düsseldorf · Odilo Klasen vernetzt die katholischen Kirchenmusiker. Das ist nur eine von vielen Aufgaben des Regionalkantors. Kantor, das kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt zunächst "Sänger". Doch mit dem, was der Beruf des Kantors heute mit sich bringt, hat das nur noch wenig zu tun.

 Odilo Klasen ist Seelsorgebereichsmusiker in St. Franziskus Xaverius in Mörsenbroich und Rath und Regionalkantor der katholischen Kirche in Düsseldorf.

Odilo Klasen ist Seelsorgebereichsmusiker in St. Franziskus Xaverius in Mörsenbroich und Rath und Regionalkantor der katholischen Kirche in Düsseldorf.

Foto: Anne Orthen

"Heutzutage ist der Kantor ein Berufsbild, das einerseits einen professionellen Musiker voraussetzt. Andererseits muss derjenige aber auch vor Ort in der Gemeinde Musik machen, mit Menschen aller Altersstufen und unterschiedlichen Voraussetzungen umgehen können. Der Schwerpunkt bleibt dennoch die Orgel- und Chorarbeit."

Klasen verantwortet das Netzwerk der Kirchenmusik in Düsseldorf. Er hat die regionale Fachberatung der mehr als 60 Kirchenmusiker, begleitet Gemeinden bei Bewerbungsverfahren, betreut die Ausbildung nebenberuflicher Musiker und bildet die Verbindung zum Generalvikariat in Köln. Mit 15 bis 20 Seelsorgebereichsmusikern, die ihrerseits jeweils für mehrere Gemeinden in der Stadt verantwortlich sind, trifft er sich regelmäßig. Dabei kommen dann auch schon einmal Großveranstaltungen wie das Oratorium "Komm, Schöpfer Geist!" für Kinder und Jugendliche heraus, das im Oktober mit mehr als 400 Besuchern in der Mitsubishi Electric Halle stattfand.

Die Affinität zur Musik, insbesondere zur Kirchenmusik, war Klasen in die Wiege gelegt. "Meine Eltern sangen im Kirchenchor, schon als kleiner Knirps durfte ich dann neben dem Organisten auf der Bank sitzen und ihm helfen", erinnert sich der Musiker. Seine Eltern ermöglichten ihm Orgelunterricht, mit 13 begann er, regelmäßig in Messen zu spielen. Lange wollte Klasen Komponist werden, entschied sich aber letztlich doch für die Kirchenmusik und studierte im künstlerischen Hauptfach Orgel in Duisburg und München, in Köln Kirchenmusik. 2014 promovierte er in Flensburg über den Düsseldorfer Komponisten Gottlieb Blarr und lehrt inzwischen selbst an der Robert-Schumann-Hochschule Hymnologie und Musikwissenschaft.

Die Liebe zum Komponieren hat Klasen dennoch nie aufgegeben. Sowohl Anspruchsvolles im nach-avantgardistischen Stil als auch Stücke für die Praxis, wie er sagt, entspringen dabei seiner Feder. Entscheiden zwischen dem Komponisten- und dem Organistendasein mag er sich dennoch nicht. "Das lässt sich gar nicht trennen, es geht nahtlos ineinander über. Im katholischen Gottesdienst wird sehr viel an der Orgel improvisiert und wenn etwas Gutes dabei ist, schreibe ich es irgendwann auf. Fehlt mir andersherum noch ein bestimmtes Stück für den Gottesdienst, dann komponiere ich es eben", sagt er.

Trotz großer Verantwortung im regionalen Bereich und großangelegter Projekte ist Klasen, und das ist ihm wichtig, vor allem auch Kirchenmusiker in St. Franziskus Xaverius. So viel Kreativität, wie sie der Regionalkantor zu bieten hat, kann dabei manchen Geistlichen auch schon mal überraschen - denn Klasen erstellt nie Liedpläne. Im Gottesdienst stimme er alles spontan darauf ab, wie die Gemeinde reagiert oder was der Geistliche sagt.

(RP)
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