Proteste in Düsseldorf angekündigt Kirche sagt Debatte mit AfD-Mann ab

Düsseldorf · Die evangelische Kirche hat kurz vor Beginn eine Podiumsdiskussion gestoppt – wegen kaputter Notbeleuchtung. Der Heimatverein findet die Begründung fragwürdig. Ein linkes Bündnis wollte gegen die Teilnahme der AfD protestieren.

Rainer Klöpper, Rosemarie Theiß und Michael Sonnen (v.l.) mit der schriftlichen Absage vor dem Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Gerresheim an der Hardenbergstraße.

Rainer Klöpper, Rosemarie Theiß und Michael Sonnen (v.l.) mit der schriftlichen Absage vor dem Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Gerresheim an der Hardenbergstraße.

Foto: Andreas Endermann

Die evangelische Kirche hat kurz vor Beginn eine Podiumsdiskussion gestoppt — wegen kaputter Notbeleuchtung. Der Heimatverein findet die Begründung fragwürdig. Ein linkes Bündnis wollte gegen die Teilnahme der AfD protestieren.

Eine Diskussion zur Landtagswahl im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim ist wenige Stunden vor Beginn abgesagt worden - angeblich wegen Sicherheitsmängeln im Gebäude. Nach Angaben der evangelischen Kirche war am Morgen der Tüv zu einer unangemeldeten Kontrolle im Gemeindesaal erschienen und hatte einen "Defekt der Batterien in der Sicherheitsbeleuchtung" ausgemacht. Daher habe man sich zur Absage gezwungen gesehen. Der Heimatverein, der den Saal gemietet hatte, spricht von einer "sehr fragwürdigen" Begründung. "Das erinnert an die Absagen für die Wahlkampfveranstaltungen von türkischen Politikern", sagt Vorstand Rainer Klöpper. Kurzzeitig wollte der Verein ins Gerresheimer Rathaus umziehen, die Räume schienen den Veranstaltern aber dann doch ungeeignet.

Die Diskussion an der Hardenbergstraße hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, da das linke Bündnis "Düsseldorf stellt sich quer" Proteste angekündigt hatte. Es kritisierte die Einladung des AfD-Politikers Nic Vogel, der mit den Kandidaten von CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke diskutieren sollte. Veranstaltungen "mit Hetzern und Rassisten" seien unerwünscht, hieß es in einem offenen Brief. Die Polizei war auf Proteste vorbereitet, der Heimatverein befürchtete gewaltsame Störaktionen. Auch in der Kirchengemeinde hatte es Unmut gegeben, Kritiker verwiesen darauf, dass die Räume sonst für die Flüchtlingsarbeit genutzt werden.

Der Sprecher der evangelischen Kirche in Düsseldorf, Ulrich Erker-Sonnabend, beteuert, die Begründung sei keine Ausrede. "Wir wussten, dass bald eine Tüv-Prüfung ansteht, aber die Prüfer kündigen den Termin nicht an." Der Tüv habe nicht auf einer Absage bestanden, der Gemeinde sei aber das Haftungsrisiko zu groß gewesen.

War die Einladung an die AfD richtig? Die Positionen der eingeladenen Kandidaten der anderen Parteien gehen in dieser Frage auseinander. Martin Volkenrath (SPD) ist dagegen. Er verweist auf die extremen politischen Positionen etwa von Björn Höcke. Zudem zögen die AfD-Kandidaten und die mitgebrachten Mitglieder seiner Erfahrung nach durch Provokationen die Debatte an sich, eine sachliche Diskussion sei kaum noch möglich.

Sönke Willms-Heyng (FDP) hat eine andere Ansicht. "Ich halte die direkte Auseinandersetzung für wichtig", sagt er. "Nur so sieht man, dass die AfD keine vernünftigen Konzepte hat." An Monika Düker (Grüne) hatte etwa der Verband der Verfolgten des Naziregimes (VVN) appelliert, sich nicht mit der AfD auf ein Podium zu setzen. Düker hat trotzdem zugesagt: "Wegducken kann nicht die Antwort sein." Eine wehrhafte Demokratie müsse die Auseinandersetzung nicht scheuen.

Auch andere Veranstalter haben sich für eine Einladung an die AfD entschieden. So hat etwa der Katholikenrat für seine Debatten in allen Düsseldorfer Wahlkreisen die Direktkandidaten der AfD eingeladen, allerdings ist nur in der am Dienstag ausgerichteten Veranstaltung in Oberkassel der AfD-Kandidat auch erschienen. Bei der Debatte des Katholikenrats in Gerresheim hatte Nic Vogel auf die Teilnahme verzichtet. Er war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

(RP)
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