Geldern Eltern kämpfen für Zukunft der Schule

Geldern · Viele Familien haben sich bewusst für die Sekundarschule entschieden. Dass ihre Kinder in einem Auslaufmodell stecken sollen, finden sie nicht in Ordnung. Und sie finden sich nicht damit ab: Sie wollen die "Umwandlung".

 Der Schulpflegschaftsvorsitzende Mario Schelbergen geht die Argumente für die Umwandlung Punkt für Punkt durch. Er appelliert an die Politik.

Der Schulpflegschaftsvorsitzende Mario Schelbergen geht die Argumente für die Umwandlung Punkt für Punkt durch. Er appelliert an die Politik.

Foto: Evers

Eine neue Gesamtschule soll die Sekundarschule in Geldern ersetzen - das ist der Plan der Politik. Das Konzept dafür bislang: Die Gesamtschule läuft 2018 an, die Sekundarschule läuft aus. Die Klassen 5 bis 8, die es dann gibt, bringen ihre Laufbahn noch zu Ende - das war's. Für ihre Kinder wäre das aber die schlechteste Lösung, finden viele Eltern. Sie wollen, dass ihre Sekundar- zur Gesamtschule "umgewandelt" wird. Über die Argumente dafür spricht Mario Schelbergen, Schulpflegschaftsvorsitzender und Vorsitzender des Fördervereins.

Organisatorische Vorteile Sekundar- und Gesamtschule unterscheiden sich gerade in den unteren Jahrgängen organisatorisch kaum. Bei einer Umwandlung könnte man also die vorhandenen Strukturen nutzen.

Und in die haben Eltern und Lehrer viel Kraft gesteckt, argumentiert Mario Schelbergen. Würde die Sekundarschule einfach beerdigt, dann würde "die Arbeit der vergangenen Jahre zunichte gemacht", sagt er: "Warum wird sich gegen das gewehrt, was wir aufgebaut haben?"

Zudem wird befürchtet, dass viele Lehrer das "sinkenden Schiff Sekundarschule" nach und nach verlassen würden. Das werde auf Kosten der Schüler gehen.

"Bessere" Abschlüsse Die Sekundarschule werde in der Öffentlichkeit nicht wirklich anerkannt, so die Erfahrung der Eltern. Oft werde sie für die Nachfolge-Einrichtung der ungeliebten Hauptschule gehalten. So hätten Sekundarschüler auf der Suche nach Praktikumsstellen schon zu hören bekommen, es gebe keine Plätze für Hauptschüler. Abschlüsse von Gesamtschulen hätten hingegen einen besseren Ruf. Durch eine Umwandlung könnten Hunderte heutige Sekundarschüler ihre Laufbahn mit einem Gesamtschulzeugnis beenden.

Imageproblem Das Image der aufgegebenen Anne-Frank-Hauptschule hafte an der Sekundarschule, meinen Gegner der Umwandlung. Darauf wollen sie nicht aufsatteln.

Die Eltern argumentieren dagegen: Wenn das stimmt, dann würde dieses "alte" Image auch eine neu gegründete Gesamtschule treffen. "Lasst uns doch an dem Image arbeiten, statt wieder alles in die Tonne zu kloppen", wirbt Schelbergen.

Wenn es nach ihm geht, würde die Sekundarschule ganz selbstbewusst zur "Anne-Frank-Gesamtschule". Die Eltern würden dabei mithelfen, deren Bild in der Öffentlichkeit geradezurücken.

Potenzial für die Oberstufe Das gewichtigste Argument der Gegner der Schulumwandlung lautet: Aus der heutigen Schülerschaft der Sekundarschule werde sich in einigen Jahren womöglich keine Oberstufe formieren lassen. Schließlich war das nicht von Anfang an geplant.

Andererseits: Ein Anteil der Sekundarschüler werde es aber zum Abitur bringen, geben die Eltern zu bedenken. Zusätzlich könnte man Jugendliche von der benachbarten Realschule rekrutieren: "Ein Haus weiter könnten die ihr Abitur bauen", verdeutlicht Schelbergen.

Kommt es aber nicht zur Umwandlung, dann müssten die Kinder der heutigen Sekundarschulklassen 5 bis 8 fürs Abitur in Geldern auf jeden Fall zum Gymnasium wechseln "Diesen vier Jahrgängen würde man die Möglichkeit einer alternativen Oberstufe nehmen."

Kosten Es werde günstiger sein, eine vorhandene Schule umzuwandeln, als parallel eine neue zu gründen. Immerhin müssen nicht jahrelang zwei Schulen mitsamt Rektorat, Verwaltung, Immobilien und Ausstattung unterhalten werden.

Appell Die Eltern fürchten, dass die Interessen ihrer Kinder entweder leichtfertig oder wegen politischer Ideologien zu kurz kommen. "Man kann ja sagen: Gut, wir haben vor drei Jahren nicht die klügste Entscheidung getroffen", sagt Mario Schelbergen. Da müsse man doch jetzt nicht gleich noch die nächste falsche Entscheidung hinterherschicken.

(RP)
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