Viersen Gesamtschule marode - Schüler müssen raus

Viersen · Das Gebäude der Anne-Frank-Gesamtschule zerbröselt nicht nur, auch der Brandschutz ist mangelhaft. Die mehr als 600 Schüler müssen 15 Monate lang andernorts unterrichtet werden. Die Stadt leitete Sofortmaßnahmen ein

Paukenschlag im Schulausschuss gestern Abend. Bei Vorarbeiten zur geplanten energetischen Sanierung der Anne-Frank-Gesamtschule an der Lindenstraße kam raus: Die mehr als 200 Stützen und Riegel des Betontragwerks der Fassade sind so stark verwittert, dass im gesamten Schulgebäude eine Betonsanierung nötig ist. "Die Standfestigkeit der Tragkonstruktion ist auf Dauer nicht gewährleistet, es besteht kurzfristiger Handlungsbedarf", erläuterte Schuldezernent Paul Schrömbges. Schlimmer noch: "Zusätzlich stellte sich heraus, dass die tragenden Stahlstützen im Gebäude nicht gegen Feuer geschützt sind." Ein akuter Brandschutzmangel.

In Schulgebäuden müssen die Stahlstützen einem Feuer 90 Minuten widerstehen können, an der Anne-Frank-Gesamtschule würde dieser Wert unterschritten. Die Stadt Viersen hat kurzfristig reagiert und erste Sofortmaßnahmen eingeleitet: Der Hausmeister muss nun stündlich das Gebäude inspizieren. In Kürze soll ein Gerüsttreppenturm geliefert werden, über den im Falle des Falles die oberen Etagen evakuiert werden könnten.

Allerdings soll das kein Dauerzustand werden. Das Gebäude muss kurzfristig saniert werden, alle 627 Schüler - am Standort Lindenstraße haben die Jahrgangsstufen 8 bis 13 ihre Räume - müssen dafür über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr andernorts unterrichtet werden. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so etwas schon einmal in Viersen gegeben hat", sagt der Schuldezernent.

Zwar war auch für die energetische Sanierung daran gedacht, einzelne Jahrgänge auszulagern - allerdings nicht die gesamte Schule, und nicht für einen so langen Zeitraum. Geplant ist nun, dass die Schüler zum Halbjahreswechsel am 1. Februar 2018 die Schule verlassen. Fieberhaft arbeitet der Fachbereich Gebäudeservice daran, dass bis dahin das Ausweichquartier fertiggestellt wird. Auch an der Schule hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die den Umzug koordiniert.

Die Verwaltung empfiehlt, dass die ehemalige Hauptschule Süd und die seit Jahren leer stehende ehemalige Albert-Schweitzer-Grundschule am Pestalozziweg als Schulgebäude reaktiviert werden. Problem: Der Platz reicht nicht aus. "Wir werden deshalb noch rund 120 Container bestellen müssen, die mehrgeschossig aufgebaut werden", berichtet Ralf Lentzen vom Gebäudemanagement. Deren Lieferung aber muss EU-weit ausgeschrieben werden. Während der Unterbringung dort soll auch gleich die energetische Sanierung erfolgen. "So sparen wir rund 600.000 Euro." Die Zusatzkosten für die Verlagerung beziffert die Verwaltung mit knapp 300.000 Euro plus die Kosten für den Umzug der Schule.

(mrö)
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