Sekundarschule Wermelskirchen Premiere für die Sekundarschule

Wermelskirchen · Zum ersten Mal startet die Sekundarschule im nächsten Schuljahr mit allen Jahrgängen – und zieht Bilanz. Der Alltag laufe sehr gut, bekunden Schüler, Eltern und Lehrer. Nur unter den anhaltenden Diskussionen leide die Schule.

 Im Herbst sollen nun alle Jahrgänge an der Wirtsmühler Straße unterrichtet werden.

Im Herbst sollen nun alle Jahrgänge an der Wirtsmühler Straße unterrichtet werden.

Foto: Özge Kabukcu

Wer Anuar Asani nach seinem Schulalltag fragt, der erlebt einen redegewandten, konzentrierten und klaren jungen Mann. „Ich komme gerne hierher“, sagt der Schulsprecher der Sekundarschule. Und dann beginnt er zu berichten – über die „futuristischen Klassenräume“, in denen es keine Kreidetafel mehr gebe, von den Whiteboards, von Laptops und Tablets. „Manchmal gibt es Netzwerkprobleme“, sagt er, „das nervt.“ Und er schätze das Konzept der Schule, sagt Anuar Asani dann. Die Wahlpflichtfächer würden viel Freiraum bieten – er möge den Technikunterricht besonders. Und weil es in seiner Schule Lernbüros gebe, müsse er Zuhause keine Hausaufgaben machen. Stattdessen könne er jeden Tag eine Stunde lang im Lernbüro arbeiten – dann entscheide er selbst, für welches Fach er arbeite und orientiere sich an der Zielvereinbarung, die er mit seinen Lehrern getroffen habe. Und was passt ihm so gar nicht an seiner Schule? „Das Handyverbot“, sagt der Schulsprecher, „damit können wir Schüler uns einfach nicht abfinden, denn es bedeutet, dass wir heimlich auf unsere Handys gucken.“ Und größere Portionen in der Mensa wünscht sich der Schüler auch.

Anuar Asani ist einer der Schüler, die die Sekundarschule mit aufgebaut haben – in zwei Jahren macht er seinen Abschluss. Er hat die Diskussionen um das Schulmodell, das er besucht mitbekommen, er hat die Streitgespräche um die Zukunft mit-geführt, hat die Pläne für den neuen Schulbau gesehen: „Für uns Schüler spielt das gar keine so große Rolle“, sagt er. Und er habe auch nicht das Gefühl gehabt, dass die Schule am Anfang leer gewesen sei. „Wir hatten immer einen guten Kontakt zu den Hauptschülern nebenan“, sagt er.

Mit dem nächsten Schuljahr wird nun auch die vorerst letzte Etappe auf dem Weg zur Normalität genommen – bevor dann 2022 der Umzug in ein neues Gebäude an der Rot-Kreuz-Straße ansteht. Denn ab dem nächsten Schuljahr führt die Sekundarschule zum ersten Mal alle Jahrgänge – von der Klasse fünf bis zur Klasse zehn. Das heißt am Ende des Schuljahrs verabschiedet sich der erste Jahrgang der Sekundarschule. „Das ist für uns ein wichtiger Moment“, sagt Schulleiter Dietmar Paulig. Auch, weil er Anlass gibt zum Zurückblicken, und um eine erste Bilanz zu ziehen – zumal die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr frustrierend seien. „Die Konflikte haben sich in den Vordergrund gedrängt“, bedauert Paulig. Und auch Erster Beigeordneter Stephan Görnert appelliert: „Wir müssen die Widrigkeit hinter uns lassen und nach vorne blicken.“ Grund genug gebe es dafür.

Da seien zum einen die Lehrstandserhebungen, sagt Paulig und gewährt einen Blick in die Ergebnisse für seine Schule. In allen Bereichen liegen die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten der Achtklässler über dem Landesdurchschnitt. Das bestätige das Lernkonzept, sagen die Lehrer. Schüler würden selbst-ständiges Lernen erproben. Jedes Kind erhalte dabei dir Förderung, die es brauche – nicht umsonst ermögliche die Schule auch Inklusion. Und auch Paulig weist auf die moderne Ausstattung der Schule hin – die es möglich mache, die Lebenswelt der Jugendlichen und das Lernen in der Schule zusammenzubringen. Noch ein dritter Faktor signalisiere die gute Entwicklung, ist sich Paulig sicher: „Noch keiner der Lehrer hat einen Versetzungswunsch geäußert. Das ist ungewöhnlich.“ Und auch die Situation, dass bisher jedes Schuljahr rund acht neue Lehrer zum Kollegium dazukamen, habe nicht zur Unruhe geführt. „Manche Eltern wünschen sich mehr Konstanz für ihre Kinder, wenn es zum Beispiel um die Rolle des Klassenlehrers geht“, sagt Elternvertreterin Marion Kemmann. Und ihre Kollegin Sandra Hokkeler ergänzt: „Ich habe es als Chance für die Schüler empfunden, dass auch neue Lehrer dazukamen.“

Ohnehin klingen die Mütter der El-ternvertretung zufrieden: „Wir sind damals ins kalte Wasser gesprungen“; sagt Marion Kemmann, „aber meine Kinder und ich haben das nicht bereut.“ Die Eltern seien in den Entwicklungsprozess eingebunden – wenn sie denn Wert darauf legen. „Wir konnten viel mitentscheiden“, sagt auch Sandra Hokkeler. Sie hätten sich gewünscht, die Zukunft hätte etwas schneller begonnen, so dass auch ihre eigenen Kinder noch von dem neuen Schulgebäude profitieren könnten. „Und wir Eltern haben natürlich auch die Diskussionen und den Streit um diese Schule mitbekommen“, sagen die Elternvertreterinnen – und wünschen sich, dass endlich das Schulleben den Alltag prägt.

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