Digitalstrategie in Dormagen Schulpolitik hält an Mega-Tafeln fest

Dormagen · Die Grünen wollen Umkehr zu einem Apple-System, um mehr Räume auszustatten.

 Grünen-Fraktionsvorsitzender Tim Wallraff.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Tim Wallraff.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Grünen-Fraktionschef Tim Wallraff hatte Großes vor, als er im Schulausschuss den Antrag zur Digitalisierung begründete. Er wollte Dormagen zu einer „Modellkommune“ machen, dadurch, dass ab Klasse 5 alle Schüler mit iPads ausgestattet werden. Mehr noch: Die laufende Digitalisierung durch das Landesprojekt Gute Schule 2020 soll gravierend verändert werden: Abkehr von den Mega-Tafeln, den Active Panels, hin zur Apple-Familie, bestehend aus iPads, Apple TV und Beamer. Seine Argumentation: Bei diesem „zukunftsweisenden System“ könnten fünf Mal so viele Klassenräume ausgestattet werden. Es wurde lange diskutiert, am Ende gab es aber ein klares Ausschussvotum gegen die Grünen-Pläne.

Hintergrund sind auch die Kosten: Bei der aktuellen Tranche, die 88 dieser riesigen, interaktiven Touchscreen-Tafeln umfasst, geht es um ein Auftragsvolumen von 616.000 Euro. Wallraff formulierte plakativ: „Lasst uns nicht viel Geld ausgeben für schlechte Dinge.“ Das ging der Verwaltung zu weit. IT-Experte Wolfgang Zimmer verteidigte die bisherige Digital-Strategie erstens mit den Hinweis auf einhellige Meinungen im entsprechenden Arbeitskreis und vor allem auf den „weltweiten Standard“ der Panels. In den Niederlanden seien in 2018 25.000 Panels verkauft worden, auch in anderen Ländern sei der Absatz hoch. Zimmer: „Wir investieren mit einem solchen System nicht in die falsche Richtung. Das ist kein Auslaufmodel.“ Regine Lewerenz, Fachbereichsleiterin Schule, wies darauf hin, dass die Mittel beim Land zweckgebunden beantragt und abgerufen worden sind und es ein entsprechenden politischen Beschluss gebe. „Den kann man ändern“, so Wallraff. „Wir können eine völlige Umkehr machen.“ Die Rechtsabteilung solle auch prüfen, ob die Mittel auch in eine modifizierte Ausstattung fließen könnten. Er machte auch den Vorschlag, das Thema in den Stadtrat zu schieben und bis dahin eine Abfrage an den Schulen zu starten. Laut Lewerenz sei mit dem Digital-Pakt eine „Vollausstattung“ an den Schulen möglich.

Letztlich ging das dem Ausschuss zu weit. Carola Westerheide (CDU) hielt dem entgegen: „Wir können nicht über die Köpfe der Nutzer entscheiden. Der Schulausschuss muss auch Verlässlichkeit bieten.“ Im Ausschuss herrschte mehrheitlich die Auffassung, dass diese inhaltliche Bewertung im eigens gegründeten Arbeitskreis Digitale Schule richtig aufgehoben ist. Zudem sei es „unser Ding“, so Ausschussvorsitzende Birgit Burdag (SPD), „der Schulausschuss muss entscheiden.“

(schum )
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