Diskussionsbedarf in Mettmann Gesamtschul-Gegner laden zu „Polit-Talk“

Mettmann · Eltern mahnen eine transparentere Planung an. Sie organisieren eine Podiumsdiskussion und planen weitere Aktionen.

 Eine Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer in einem Gymnasium während des Englischunterrichts.

Eine Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer in einem Gymnasium während des Englischunterrichts.

Foto: dpa/Marijan Murat

Eltern von Realschülern halten die Machbarkeitsstudie und alle weiteren Planungen der Gesamtschule für eine „Verschwendung von Steuergeldern“, um unter „falschen Voraussetzungen“ eine „politische Utopie realisierbar erscheinen zu lassen“. Das sagt jetzt Kirsten Bille, Sprecherin der Initiative. Sie kritisiert die bisherigen Überlegungen der Stadtverwaltung als unzureichend und mahnt eine größere Transparenz an, damit für die geplante Elternbefragung zur Gesamtschule im kommenden Jahr „eine einheitliche Informationsbasis“ geschaffen wird.

Hintergrund: Für die Kreisstadt Mettmann ist eine Gesamtschule im Gespräch. Dazu soll es im Frühjahr kommenden Jahres eine Elternbefragung geben. Wenn sich genügend Erziehungsberechtigte für eine Gründung aussprechen und es eine Mindestanzahl von Anmeldungen gibt, kann die vierzügig geplante Gesamtschule an den Start gehen. Sie würde im Gebäude der Realschule Platz finden, die statt dessen auslaufen würde.

 Kirsten Bille ist Mutter eines Realschülers. Sie hält die Gesamtschulplanungen für unsinnig.

Kirsten Bille ist Mutter eines Realschülers. Sie hält die Gesamtschulplanungen für unsinnig.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Doch die Realschul-Befürworter zweifeln an, dass diese Planungen ausreichen. Denn erklärtes Ziel der neuen Gesamtschule sei es, die Auswanderung von (Gesamt-)Schülern zu Einrichtungen in benachbarten Städten zu stoppen. Wie die Stadtverwaltung auf Antrag der UBWG im Schulausschuss ausführte, besuchten zum Ende des Schuljahres 2018/19 insgesamt 24 Mettmanner Kinder und Jugendliche eine Gesamtschule oder gesamtschulähnliche Einrichtung in Haan, Heiligenhaus, Hilden, Ratingen, Velbert und Wülfrath.

Wie Bille aus Gesprächen mit anderen Eltern erzählt, gebe es bei vielen Gesamtschul-Befürwortern Wissensdefizite. So sei zum Beispiel immer noch nicht hinreichend bekannt, dass die Realschule für die Gesamtschule geopfert werden soll. Die bisher geplante Dimension der Gesamtschule hält Bille zudem für unzureichend. „Um alle Auspendler in Mettmann zu beschulen, müsste eine Gesamtschule mindestens sechszügig sein“, argumentiert die Mutter eines Realschülers. Da zudem auch die Zügigkeit der beiden Mettmanner Gymnasien beschränkt werden solle „und eine Gesamtschule konzeptionell nur dann funktionieren kann, wenn auch genügend Kinder mit Gymnasialempfehlung angemeldet werden, müsste die Gesamtschule sogar noch größer werden, um neben den Haupt- und Realschülern auch noch andere Schüler aufzunehmen“, rechnet sie vor. Zudem falle die Realschule weg, um Abbrecher vom Gymnasium aufzunehmen. Auch für sie müsse die Gesamtschule Plätze bereit halten. „Die Gesamtschule müsste also deutlich größer geplant werden“, glaubt Bille. Die Kosten dafür würden die in der aktuellen Planung eingerechneten Summen „bei weitem übersteigen“.

Eine vierzügige Gesamtschule würde die Probleme in Mettmann nicht lösen, „sondern verschlimmern“, resümiert Bille. Einzig denkbare Lösungen seien daher entweder eine viel größere Gesamtschule oder eine vierzügige Gesamtschule plus Realschule. „Beide Lösungen würden massiven Einfluss auf die Schülerzahlen der Gymnasien nehmen und zu immensen Kosten führen.“ Gleichzeitig herrsche Stillstand bei dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen für alle anderen Schulen, so Bille.

(arue)
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