Emmerich Christophorus-Gemeinde: Neuer Missbrauchsvorwurf

Emmerich · Gerade erst hat die Kripo ihre Ermittlungen in der Christophorus-Gemeinde eingestellt. Jetzt gibt es wieder eine Anzeige. In einer Ferienfreizeit soll es zu einem Vorfall gekommen sein. Und noch ein Verdacht macht die Runde.

Der Kriminalpolizei in Emmerich liegt eine Anzeige wegen eines angeblichen sexuellen Missbrauchs eines Mädchens aus der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus vor. Das hat die Polizei bestätigt.

Die Anzeige hat nicht die Familie erstattet, deren Tochter Opfer geworden sein soll. Ein Mitglied aus der Kirchengemeinde hat der Polizei einen Verdacht mitgeteilt, der in der Pfarre kursiert. Es geht um ein Mädchen aus Speelberg, das Opfer eines Übergriffs während einer Ferienfreizeit der Gemeinde geworden sein soll. Täter soll einer der Betreuer gewesen sein. Der Fall soll bereits einige Jahre zurückliegen. Die Familie soll aus Scham bislang geschwiegen haben, heißt es.

Die Kriminalpolizei muss sich nunmehr, nachdem sie von dem Verdacht gehört hat, der Sache annehmen. "Es handelt sich um einen Anfangsverdacht, dem wir natürlich nachgehen müssen", sagte Staatsanwalt Günter Neifer. Ob sich der Verdacht erhärtet, bleibt abzuwarten.

Bereits vor drei Monaten meldete die Rheinischen Post, dass sich in der Gemeinde hartnäckig das Gerücht um einen Missbrauchsfall hält, der verschwiegen worden sein soll. Die Kriminalpolizei ermittelte auch damals und kam zu dem Schluss, dass sich möglicherweise ein Übergriff ereignet hat, der in den 80er Jahren in einer Familie vorgekommen ist, die sich teilweise kirchlich engagiert. Die Anzeige eines Opfers lag nicht vor.

Verdacht gegen denselben Betreuer

Derweil ist in der Kirchengemeinde sogar von einem dritten Fall die Rede, bei dem ebenfalls eine junge Frau vor Jahren missbraucht worden sein soll. Beim Täter soll es sich um denselben Betreuer handeln, gegen den sich der Verdacht bei der jetzigen Anzeige richtet.

Einige Mitglieder der Kirchengemeinde rechnen damit, dass in diesem Fall der Vater des Mädchens eine Anzeige erstatten wird. Eine entsprechende Ankündigung soll der Mann bereits vor fast zwei Wochen gemacht haben. Dabei ist es bislang allerdings geblieben. Der Polizei liegt nichts vor.

Ob die Verdächtigungen dem monatelangen Aufruhr in der Gemeinde geschuldet sind oder ob tatsächlich etwas dran ist, müssen die erneuten Ermittlungen der Polizei ergeben. So wie es aussieht, gibt es Vermutungen, aber keine Anhaltspunkte oder Aussagen, die die Anschuldigungen untermauern. Auch hat das Bistum Münster bislang stets erklärt, Missbrauchsfälle seien ihm nicht bekannt geworden.

Kirche geht rigoros gegen Schuldige vor

Das mittlerweile rigorose Vorgehen der katholischen Kirche gegen Geistliche, die sich solcher Verbrechen schuldig gemacht haben, legt den Schluss nahe, dass das Bistum nichts vertuscht. Die Kirche versucht seit Jahren durch schonungslose Offenlegung der Täter und Aufklärung ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

Einige Gemeindemitglieder in Emmerich gehen hingegen weiterhin davon aus, dass es sich um eine Art stille Übereinkunft im Speelberger Teil der Gemeinde handele, die den Zweck habe, alles zu vertuschen und den Täter vor Strafverfolgung zu schützen.

Ein echtes Motiv können die Anhänger dieser Theorie dabei allerdings bislang auch nicht liefern.

(RP)
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