Neukirchen-Vluyn Vluynerin weiß, wie Hunde ticken

Neukirchen-Vluyn · Bettina Küster ist Hundepsychologin. Sie hat einen Test entwickelt, der hilft, den Charakter des Tiers zu verstehen.

 Bettina Küster mit "Emma", die aus einem Tierheim in Griechenland in die Familie kam.

Bettina Küster mit "Emma", die aus einem Tierheim in Griechenland in die Familie kam.

Foto: Reichwein

"Ein Hund ist wie ein Herz auf vier Beinen", sagt ein irisches Sprichwort. Ihr Herz für Hunde hat Bettina Küster schon früh entdeckt. Alle Hunde in der Nachbarschaft führte sie spazieren, bevor sie mit 13 endlich ihren ersten eigenen Hund bekam. "Es ist einfach phänomenal, wie einfühlsam Hunde sind. Sie lieben dich unerschütterlich, ohne eine Gegenleistung zu verlangen", sagt die Vluynerin. Ihr Hund Emma, der 2009 aus dem Tierschutz in Griechenland zur Familie kam, verlangte dann doch etwas mehr Aufmerksamkeit. Um der extrem ängstlichen Emma besser helfen zu können, absolvierte Küster eine Ausbildung zur Hundepsychologin. Dabei lag es ihr am Herzen, einen Ansatz zu wählen, der auf Kooperation und Vertrauen statt auf Strafen und Gewalt setzt.

Seit 2010 bietet sie Gruppentraining und Einzelcoaching für Hundehalter an, die lernen möchten, ihr Tier besser zu verstehen. Seitdem hat sie weitere Fortbildungen absolviert, Fachartikel geschrieben und teilt ihre Erfahrungen in einem Blog mit anderen Hundenarren. Seit August 2017 hat Küster eine neue Methode im Angebot, die nach ihr benannt ist und sogar als Patent eingetragen wurde: Das "Assessment für Hunde nach Bettina Küster".

Assessment Center - diesen Begriff kannte man bisher aus dem Bereich der Personalentwicklung. Mithilfe verschiedener Aufgaben werden Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit von Bewerbern festgestellt. Auch Bettina Küster kannte diese Verfahren aus ihrer beruflichen Praxis. Als Personalfachkauffrau hilft sie jungen Menschen, ihren Weg in den Beruf zu finden. Assessment Center werden gerne genutzt, um Jugendlichen ihr Potential vor Augen zu führen. Bei einer Fortbildung kam Küster die Idee, die dort verwendeten Übungen inklusive detaillierter Bewertungsskalen auf die Arbeit mit den Hunden zu übertragen. Sie überlegte sich also verschiedene kleine Übungen und sechs beobachtbare Merkmale wie beispielweise Geschicklichkeit, Gedächtnis oder Aufmerksamkeit. Ein Assistent - diese Rolle übernimmt Ehemann Andreas Küster - versteckt vor den Augen des Hundes ein Leckerchen unter einem von zwei umgedrehten Bechern. Hat der Hund das verstanden? Wie versucht er, an das Futter zu kommen? Ist er zielgerichtet oder verwirrt? Hektisch, gestresst oder entspannt? Spannend wird es, wenn im zweiten Teil das Frauchen oder Herrchen im Raum ist. Stürmt der Hund los? Wartet er auf ein Kommando?

Die Hundepsychologin achtet ganz genau auf die Körpersprache, auf Laute und Verhaltensweisen. Bei einem besonders stürmischen Hund rät sie, die Impulskontrolle zu üben, damit mehr Ruhe einkehrt. Ein anderer Vierbeiner stellt sich vielleicht als Superspürnase heraus und hat riesigen Spaß am "Mantrailing". Ein anderer kann gut apportieren und sollte öfter Gelegenheit zu Apportierspielen bekommen. Neben der detaillierten Auswertung aller beobachteten Merkmale gibt Küster den Hundehaltern viele praktische Tipps an die Hand, um den Hund optimal zu fördern. Zum Beispiel mit einem "Wohnzimmer-Agility-Parcour". Manchmal heißt es aber auch "Weniger ist mehr", denn wie so manches Kind einen übervollen Freizeitplan hat, kann auch ein Vierbeiner überdreht sein und sollte lernen, sich auch mal zu entspannen.

"Meine Beobachtungen und Tipps sollen dazu führen, dass der Hund glücklicher und ausgeglichener ist und dass sich Hund und Halter optimal verstehen", sagt Küster. Erste Erfolge mit ihrer Methode kann sie schon verzeichnen. Und sie freut sich, dass ihr "Assessment für Hunde" auch als Fortbildung für Hundetrainer anerkannt wurde.

Alle Infos findet man unter www.Gute-Laune-Dogs.de

(rauh)
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