Geteiltes Echo auf SPD-PläneErste Universitäten buhlen um Elitestatus
Berlin (rpo). Rund zehn Elite-Universitäten will die SPD in Deutschland etablieren. Die Idee stößt zwar auf ein geteiltes Echo, einige Universitäten sehen sich selbst aber durchaus für Kandidaten einer solchen Elite-Bildungsstätte.Wie eine ddp-Umfrage ergab, geht der Vorschlag von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) einigen Länderministerien nicht weit genug. Kritik und Skepsis wurden dabei am Mittwoch sowohl in Unions- als auch in SPD-geführten Bundesländern laut. Bei den Hochschulen stieß das Vorhaben vielerorts auf Interesse. Einige Universitäten kündigten an, sich auf jeden Fall für den Elitestatus bewerben zu wollen. Andere wiederum warnten vor einer Benachteiligung einzelner Lehreinrichtungen. Auf breite Skepsis stießen die Pläne bei den Wissenschaftsministerien in Berlin und Sachsen. Berlins Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) kritisierte, der Vorschlag zur Schaffung von Eliteuniversitäten greife zu kurz, weil das Bildungsniveau in Deutschland insgesamt zu gering sei. Es wäre "irrig zu glauben", dass sich die Defizite des Bildungs- und Ausbildungssystems allein mit "universitären Leuchttürmen" lösen ließen, betonte Flierl. Sachsens Wissenschaftsminister Matthias Rößler (CDU) betonte: "Es ärgert mich, wenn man uns erst das Geld beim Hochschulbau wegnimmt, um dann Prestigeobjekte finanzieren zu wollen". Sinnvoller wäre eine Förderung starker Institute und Studiengänge einzelner Universitäten. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) forderte, vorrangige Forschungsbereiche konkret zu benennen. Auch die Eliteuniversitäten in den USA seien auf bestimmte Bereiche spezialisiert. An allen Hochschulen des Landes, nicht nur an den geplanten Eliteuniversitäten, müsse zudem eine neue Lern- und Lehrkultur Einzug halten. Zugleich warnte sie vor einer Aushöhlung der Länderkompetenzen. Bei Universitäten stoßen die Pläne auf reges Interesse. So sagte etwa der Präsident der Universität Erfurt, Wolfgang Bergsdorf, die Voraussetzungen für den Elitestatus stünden in der thüringischen Landeshauptstadt nicht schlecht. Bergsdorf gab aber zu bedenken: "Wer Eliteuniversitäten in Deutschland fordert, kommt an Studiengebühren nicht vorbei."Ilmenau will mitmachenAuch der Rektor der Technischen Universität (TU) Ilmenau, Heinrich Kern, betonte für seine Einrichtung "den Anspruch, eine Elite-Universität zu sein". Der Kanzler der Darmstädter TU, Hanns Seidler, sagte: "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sehe ich keinen Grund, warum wir nicht dabei sein sollten". Ähnlich äußerten sich Wissenschaftsexperten in Bremen. Die dortige Hochschule habe "hohe Qualitätsstandards in Forschung und Lehre" sowie "leistungsfähige und gut ausgestattete Professoren", sagte der Abteilungsleiter Wissenschaft im Bildungsressort, Walter Dörhage. Viele Hochschulvertreter äußerten sich allerdings auch skeptisch. So kritisierte der Kanzler der Universität Leipzig, Peter Gutjahr-Löser, das Vorhaben der SPD als "Schnapsidee". Eine Elitehochschule, die auf allen Gebieten Spitze ist, "wird es nicht mehr geben", sagte Gutjahr-Löser. Auch der Rektor der Universität Bremen, Wilfried Müller, hält die Schaffung von zehn Eliteuniversitäten für unrealistisch. Es gebe eine Reihe von Hochschulen mit herausragenden Forschungsbereichen in Deutschland, aber keine, die ein solch hohes Niveau in allen Fächern habe, sagte Müller.Skurriler ZeitpunktDer Präsident der TU Braunschweig, Jochen Litterst, kritisierte die Pläne ebenfalls: Es sei "skurril, dass die Diskussion über Eliteuniversitäten zu diesem Zeitpunkt geführt wird", sagte er. Die Politik solle sich eher Gedanken darüber machen, welche Schäden durch Mittelkürzungen an guten Lehr- und Forschungsstätten angerichtet würden. Auch der Präsident der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität, Jörg Michaelis, kritisierte das SPD-Konzept: "Wenn einer Handvoll Universitäten das Etikett 'Elite' verpasst wird, werden zugleich andere degradiert und es entsteht automatisch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft", warnte er. Michaelis sprach sich für die gezielte Förderung leistungsstarker Fachbereiche an sehr vielen Universitäten aus.