Interview mir BVB-Präsident NiebaumEigener Fußball-Pay-TV-Sender bereits im Juli?
Berlin (rpo). In einem Interview zeigte sich Borussia Dortmunds Präsident Gerd Niebaum überzeugt, dass der Aufbau eines eigenen Pay-TV-Senders durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) schon in den nächsten fünf Monaten möglich sei: "Das wäre nicht ausgeschlosen.""Das wäre bis zum 1. Juli, also zur neuen Saison nicht ausgeschlossen. Das sind die Informationen, die die Liga, Bayern München oder auch Dortmund haben", sagte der BVB-Boss im Interview mit der Welt am Sonntag. In der vergangenen Woche hatte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in einem sid-Gespräch ebenfalls von eigenen Pay-TV-Plänen der Liga gesprochen, sollte es mit dem derzeitigen Partner im Bezahlfernsehbereich, Premiere, keine Einigung für die nächsten Spielzeiten geben. Niebaum: "Premiere ist ein Partner, mit dem wir gut zusammengearbeitet haben. Und warum soll man das Pferd wechseln, wenn man gut im Sattel sitzt? Aber sitzen wir noch komfortabel? Der springende Punkt ist der, dass die Liga in einem angemessenen Verhältnis am Wachstum von Premiere, für das der Fußball verantwortlich ist, beteiligt werden muss. Das ist eine Frage der Fairness. Wenn die Geschäftsführung der Liga das Angebot für fair hält, wird Premiere wieder den Zuschlag bekommen. Wenn nicht, muss die Liga überlegen, mit anderen Partner zusammenzuarbeiten." Druckmittel gegen Premiere?Die DFL will offenbar über ein Druckmittel in den Verhandlungen mit Premiere verfügen. Niebaum: "Ich betone: Das ist eine Auffanglinie, die Priorität liegt bei Premiere. Ich gehe von einem vernünftigen Abschluss mit Premiere aus, wenn uns ein gutes Angebot gemacht wird. Alles andere sind Überlegungen für den Fall, dass die Liga das Gefühl hat, unterproportional am Beitrag, den die Fußball-Fans an Premiere erbringen, beteiligt zu sein." Eine gute Verhandlungsposition mit dem Bezahlsender sei nur dann gegeben, wenn man bereit sei, den Schritt in einen eigenen TV-Sender zu wagen. So lange es einen Monopolanbieter gebe, diktiere dieser auch die Preise. In technischer Hinsicht sieht Niebaum keine Probleme, einen eigenen Pay-TV-Kanal auf die Beine zu stellen. "Das technische Knowhow ist auf dem Markt vorhanden und wird ja auch von Premiere eingekauft. Das können wir auch", äußerte Niebaum, "und die Kunden sind auch schon da, denn die Premiere-Abonnenten sind vor allem Fußball-Fans, wir müssen also nicht erst neue Kunden akquirieren. Die drei entscheidenden Elemente für den Aufbau eines eigenen Pay-TV-Senders - technisches Knowhow, Kunden und Kapital - sind somit gegeben." "Wie viele Kunden hätte Premiere weniger ohne Fußball?"Von Premiere wird bestritten, dass die Steigerung der Zahl der Abonnenten durch den Bundesliga-Fußball bedingt ist. "Die entscheidende Frage bei den Verhandlungen lautet: Wie viele Kunden hätte Premiere weniger ohne Fußball?", sagte Niebaum, da gebe es natürlich unterschiedliche Auffassungen. Er beruft sich auf Schätzungen, wonach "weit mehr als 50 Prozent - nur auf Grund des Fußballs Premiere-Kunden sind: "Und es wären sicherlich nicht wenige, die bei einer fanfreundlichen Preispolitik zu einem eigenen Bundesliga-Sender wechseln würden." Laut des Rechtsanwaltes gebe es strategische Partner, "die am Thema Fernsehen, Pay-TV und Sportkanal interessiert sind". Er nannte im "BamS"-Gespräch "Equity Fonds, die Eigenkapital bereitstellen". Für den Präsidenten des sechsmaligen deutschen Meisters ist klar: "Das Pay-TV ist ein Wachstumsmarkt in Deutschland - wenn man das Problem mit den Schwarzsehern in den Griff bekommt -, und der entscheidende Motor für das Wachstum ist die Bundesliga. Die Abonnentenzahlen von Premiere steigen vor allem wegen des Fußballs." Spielverlegung: ""Der Fan hat lieb gewonnene Gewohnheiten"In der Diskussion um Spielverlegungen vom klassischen Anstoß um 15.30 Uhr am Samstagnachmittag meinte der Borussia-Chef: "Ich bin ein Freund der Freitagsspiele, die Flutlichtspiele im Westfalenstadion wurden immer gut von den Fans angenommen." Zurückhaltender ist Niebaum, was Sonntagspiele um 14.00 oder ein Vorziehen des Anstoßes samstags auf 12.30 Uhr anbelangt: "Der Fan hat lieb gewonnene Gewohnheiten, er ist traditionell eingestellt, was Anstoßzeiten angeht."