Viele Düsseldorfer können nicht lesen und schreiben27.000 Analphabeten
die Volkshochschule Düsseldorf (VHS) am 24. Januar in das erste Halbjahr 2005. Auf genau ein halbes Jahrhundert kann der Bereich Deutsch als Fremdsprache zurückblicken Vier Millionen Menschen in Deutschland haben Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Zahl der Analphabeten, so ein Experte ist seit etwa 25 Jahren konstant. Das sagte Jürgen Genuneit vom Bundesverband Alphabetisierung . "All diese Erwachsenen haben das deutsche Schulsystem durchlaufen, dennoch haben sie extreme Schwierigkeiten mit dem Schreiben, Lesen und Rechnen." Die Folge seien Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben und Probleme bei der Arbeitssuche. Sie erfinden immer wieder Tricks, ihre Schwäche zu verbergen: Menschen, die keine Buchstaben schreiben und keine Wörter lesen können, mogeln sich mit List und Tücke durch. Aber irgendwann klappt nichts mehr, und sie müssen es zugeben. Wie Ivan (37), als er seiner kleinen Tochter das Märchen vom Aschenputtel vorlesen sollte. Oder Sabine (50), die ihren Job als Zimmermädchen aufgab, weil sie die neuen Wäschelisten nicht lesen konnte. Auf "etwa 27 000" schätzt Rainer Hartmann, Studienleiter bei der Volkshochschule, die Zahl der Analphabeten in Düsseldorf. Vier Millionen sind es bundesweit, und jährlich kommen 90.000 Schulabgänger hinzu, die auch einfachste Texte nicht lesen und verstehen. Ihre Situation habe sich wegen der zunehmenden Anforderungen in der Arbeitswelt dramatisch verschärft, sagt Hartmann. Die gute Nachricht: Hundert Analphabeten haben im vorigen Jahr einen Förderkurs der VHS besucht. Sichtbares Ergebnis ihres Erfolgs ist eine Broschüre, die soeben unter dem Titel "Die Feder" erschienen ist. Sie wird an 500 Betriebe verteilt und soll motivierend wirken. Verfasser der kleinen Beiträge sind Kursteilnehmer. "Es war nicht leicht, aber trotzdem habe ich es immer wieder geschafft, mir nichts anmerken zu lassen", bekennt Ali (50). Und Fatima (53) erzählt: "Früher war alles schwer. Besonders die Kontrolle der Hausaufgaben meiner Kinder. Das tat mir weh." Ivan (37) hat sogar gedichtet - über die Angst, von seinem Kind ausgelacht zu werden. Das Heft soll allen Betroffenen Mut machen. Erfahrene Dozenten, kleine Gruppen, angstfreie Atmosphäre und nur 10 Euro Gebühr pro Semester erleichtern den "zweiten Start". Das ansprechende Layout der "Feder" stammt von der Düsseldorfer Werbeagentur Grey. Sie produziert zurzeit mehrere 30-Sekunden-Spots, die im Auftrag des Bundesverbandes Alphabetisierung demnächst im Fernsehen gezeigt werden. Bei Lese- und Schreibproblemen hilft die Volkshochschule, Interessierte melden sich unter: Tel: 899 29 13.