Kreis WeselDas fängt ja gut an
Das neue Jahr ist noch jung, doch es bringt schon Veränderung. Nein, rauchen darf man in Kneipen hierzulande noch bis zum Sommer. Aber bei den Gaspreisen gibt’s nur noch eine kurze Schonfrist. Dass Veränderungen Ungemach bedeuten, spüren die Stadtwerke in diesen Tagen ganz besonders. Das Telefon steht kaum still. Nicht einmal, weil die Verbraucher in Wesel sauer sind, dass es wieder mal teurer wird, im Winter in der warmen Stube zu hocken. Die Gemüter erhitzen sich, weil kaum ein Mensch durchblickt durch die neue Tarifstruktur, die sich auf samtweichen Pfoten einschmeicheln möchte ins Bewusstsein der Gas-Kunden. „Vesalia fair“ klingt aber in Zeiten galoppierender Energiekosten höchst verdächtig. Auch der eher arglose Zeitgenosse horcht da angebiedert auf und vermutet leicht, dass ihn da wohl einer ziemlich unfair über den Tisch ziehen will. Gleiches gilt für die Tarifstufen „Vesalia premium“ (klingt etwas edler und teurer), „familia“ (kinderfreundlich im Ton) oder „quanzum“ für den Weselaner mit dezidierten heimatlichen Sprachkenntnissen. Kurzum: Die wundersamen Namen für die Tarif-Kategorien klingen nett, nur kaum einer versteht, was sich dahinter verbirgt — zumal ein Vergleich mit Vorjahren nahezu unmöglich scheint. So kann man nur glauben, dass es fair zugeht. Oder eben nicht. Bei kritisch-aufgeklärten Verbrauchern überwiegt eher der Zweifel. Manche meinen gar, dass sie abgekocht werden. Um dem Spekulationsherd Nahrung zu nehmen, hätte echte Aufklärung geholfen. Nur wer seinen Kunden leicht nachvollziehbar erklärt, was „Vesalia fair“ bedeutet und so Transparenz schafft, hat die Chance auf Akzeptanz. Aufklärung statt verklärende Begriffe sichert nachhaltig Vertrauen, das auch für die Stadtwerke überlebenswichtig ist. Auf einem liberalisierten Gasmarkt wechseln künftig unzufriedene Kunden schnell die Pferde. Ganz ungeschminkt: Sie kündigen. Daran kann den Verantwortlichen kaum gelegen sein.