Stolz eröffnet die Stadt ihre neue Feuerwache an der Florastraße. Sie kann als Symbol für das gewertet werden, was man später Daseinsvorsorge nennt. Dazu gehört auch, dass man eine neue Straßenbahnlinie Krefeld—Traar einweiht. Es ist erst zwei Jahre her, dass Krefeld seinen neuen Hauptbahnhof erhalten hat. Auf allen Lebensgebieten beeilt sich die Stadt, Einrichtungen zu schaffen, die für eine moderne Großstadt notwendig und wünschenswert erscheinen; eine Fülle von gründerzeitlichen Bauten legt davon Zeugnis ab, auf dem wirtschaftlichen Sektor, dem kulturellen, dem sozialen und auch dem kirchlichen. Krefelds größte Baustelle ist aber noch dabei, ihren Platz im Leben der Stadt zu finden: der Hafen. Er ist zwar schon 1905 in Betrieb genommen worden, erhält aber erst 1908 seine Hafenbahn. Krefeld hat nach der Eingemeindung von Linn (1901) und von Bockum, Oppum, Verberg (1907) eine Fläche von 47,5 qkm und eine Einwohnerzahl von 128 000. Die tonangebende nationalliberale Oberschicht der Fabrikanten und Kaufleute besetzt auf Grund des preußischen Dreiklassenwahlrechts zwei Drittel der Sitze in der Stadtverordnetenversammlung, die zahlenmäßig weitaus größere Gruppe der Zentrum wählenden katholischen "kleinen Leute" hat daher kaum Einfluss auf die Kommunalpolitik.