Facebook, Twitter und Co. Sozial vernetzte Autos — Sinn oder Unsinn?

Düsseldorf · Das Radio gilt bislang als Begleitmedium Nummer eins im Auto, dicht gefolgt vom Beifahrer oder der Beifahrerin. Schon bald werden zahlreiche weitere Begleiter Einzug in den Pkw halten. Hunderte Freunde und Bekannte, die neuesten Meldungen und die kuriosesten Videos reisen täglich mit auf dem Weg zur Arbeit, in den Urlaub oder zum Einkauf.

2011: Die deutsche Auto-Zukunft auf der IAA
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Die Automobilhersteller haben längst begriffen, dass soziale Netzwerke für das tägliche Leben von immer mehr Menschen zunehmend Bedeutung gewinnt. Entsprechend sind die Informations- und Kommunikationssysteme von Audi, BMW und Mercedes bereits onlinefähig. Mit Facebook und Twitter kommen die ersten sozialen Netzwerke hinzu.

Der bayerische Autohersteller BMW bietet die Social-Media-Dienste bereits seit einigen Monaten an, Mercedes hat seine neue B- und M-Klasse im November mit Facebook ausgestattet — Twitter wird folgen. "Bei jedem Start des Motors und auch sonst wenn Funktionen aufgerufen werden, die aktuelle Informationen benötigen, wählt sich Comand Online (vorhandenes Bord-System, Anm. d. Red.) über das Mobiltelefon automatisch ins Internet ein", ist auf der Mercedes-Homepage zu lesen. Ein bluetoothfähiges Handy ist Voraussetzung, anfallende Kosten können auf Wunsch über den Mobilfunkvertrag abgerechnet werden.

Synchronisierung mit dem Smartphone

Die vollständige Vernetzung von Fahrzeug und Mobilgerät bietet durchaus Vorteile: Die auf dem Smartphone oder Tablet-PC gespeicherten Daten werden mit dem Bord-System synchronisiert, Termine und Adressen lassen sich in die Routenführung integrieren.

Ist das Auto als bisherige Offline-Zone jedoch einmal vernetzt, ist die Verlockung groß, die neusten Statusmeldungen abzurufen, Beiträge zu kommentieren oder "Gefällt mir" zu klicken. Die Frage nach der Sicherheit ist dabei nicht neu. Eine Ford-Studie kam zu dem Ergebnis, dass 47 Prozent der Autofahrer ohnehin während der Fahrt zum Handy greifen und 21 Prozent am Steuer Textnachrichten versenden.

Freisprecheinrichtungen erleichtern zumindest das Telefonieren, Sprachsteuerungen für das Verschicken von SMS oder E-Mails sollen das Ablenkungsrisiko weiter reduzieren. Der Fahrer diktiert dem System den Inhalt der Nachricht, der prüfende Blick, ob auch jedes Wort korrekt verstanden wurde, bleibt. Verkehrspsychologe Michael Haeser warnt: "Fehler die man auf Facebook macht, sind weniger schlimm als Fehler im Straßenverkehr". Daher sollten sich Online-Dienste automatisch abschalten, sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzt. "Ein ablenkender Blick von einer Sekunde entspricht bei einer Geschwindigkeit von 50km/h etwa 25 Metern", sagt Haeser.

"Beeinträchtigt in hohem Maße die Verkehrssicherheit"

Verkehrsexperten warnen und rufen den Gesetzgeber auf den Plan, um die Autohersteller in der Umsetzung ihrer Pläne einzuschränken. "Die aktive Nutzung des Internets während der Fahrt, auch mit Hilfsmitteln wie Sprachsteuerung, ist grob fahrlässig und beeinträchtigt in hohem Maße die Verkehrssicherheit. Ein striktes Verbot und entsprechend intensive Überwachung sind deshalb unverzichtbar", argumentiert Jörg Ahlgrimm, Leiter der Dekra-Unfallanalyse, in der "Auto Bild".

Dennoch wird der Dauer-Zugriff auf Online-Inhalte im Auto in naher Zukunft wohl zum Standard.

(sgo)
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