Smartphone für junge Leute wichtiger Auto büßt Rolle als Statussymbol ein

Berlin (RPO). Kleine Elektroautos und E-Roller - der Pariser Salon ist geprägt von alternativen Ansätzen. Experten glauben, dass das Auto als Statussymbol unter jungen Leuten mehr und mehr an Bedeutung verliert. Für sie sei es zunehmend nur noch ein Fortbewegungsmittel.

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Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass junge Autokäufer weniger Wert auf breite Reifen als vielmehr auf eine passende Smartphone-Schnittstelle legen. Die Autohersteller müssen darauf reagieren. Mit Elektroautos, E-Rollern, E-Fahrrädern oder Carsharing-Konzepten versuchen sie frischen Wind in die Branche zu bekommen. Experten halten die Entwicklung noch für Zukunftsforschung. Gleichzeitig zeige die Industrie jedoch, dass sie sich um Effizienz und Umweltfreundlichkeit kümmere.

"Die emotionale Bindung der jungen Generation an das Statussymbol Auto lässt deutlich nach", heißt es in einer Studie des Center of Automotive Management (CAMA) der Universität Duisburg-Essen. Für 20 bis 30 Prozent der 18- bis 25-Jährigen dient das Auto demnach lediglich als Fortbewegungsmittel.

Internet und Handy wichtiger

Und laut einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom würden junge Menschen unter 30 Jahren eher auf das Auto oder den Lebenspartner verzichten als auf Internet oder Handy. Auch Stefan Bratzel vom Center of Automotive an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach erkennt einen Paradigmenwechsel in der Autoindustrie: "Die Marktstruktur verändert sich, ebenso wie die Alters- und Wertestruktur der Gesellschaft", sagt Bratzel.

Auch technologische Veränderungen wie Elektromotoren und Veränderungen auf der Akteursebene drängen die Automobilindustrie zu einem Umdenken. Die Autohersteller entwickeln derzeit Carsharing-Konzepte, Elektroroller und Kombinationsmöglichkeiten mit Multimediahandys. Die Daimler-Tochterfirma Smart etwa hat mit ihrer "car2go edition" das weltweit erste serienmäßig dezidiert fürs Carsharing produzierte Auto entwickelt. Auch eine Art Mitfahrzentrale namens car2gether hat Smart bereits ins Leben gerufen.

Prinzip Prepaid-Tarif

Peugeot wiederum bietet mit "Mu" ein Projekt an, das nach dem Prinzip der Prepaid-Handy-Tarife funktioniert und über das der Kunde Roller, Fahrräder und Autos buchen kann. BMW will mit seinem E-Concept getauften Scooter Mini-Roller mit Elektromotoren anbieten, ebenso Smart mit seinem E-Scooter. Viele der Neuentwicklungen präsentieren die Hersteller derzeit auf dem Autosalon in Paris. "Im Moment ist das aber alles noch reine Zukunftsforschung" sagt der Analyst Christoph Stürmer von Global Insight.

Doch die Entwicklung, dass nun auch vermehrt Autohersteller Carsharing anbieten, ist Bratzel zufolge neu. Das Carsharing-Konzept passe jedoch zu den Bedürfnissen der jungen Menschen. "Jugendliche legen zunehmend mehr Wert auf Umweltschutz, Handys und Internet," sagt Bratzel. Das Konzept "Teilen und Mieten" statt "Kaufen und Besitzen" sei bei jungen Leuten besonders beliebt, weil sie auf diese Weise günstig, schnell und einfach ans Ziel gelangen können.

Neue Carsharing-Konzepte

"Die Jugendlichen wollen zwar keine Autos besitzen, aber nicht auf die Mobilität verzichten", sagt Bratzel. Und die Industrie hoffe, mit dem Carsharing potenzielle Käufer zu gewinnen. Doch "bislang hat die Autoindustrie damit noch kein Geld verdient", gibt der Analyst Stürmer zu Bedenken.

Auch von der sich schnell entwickelnden IT-Welt drohen Gefahren für die Autoindustrie. Ein iPhone genießt einer Umfrage der Unternehmensberatung Progenium zufolge derzeit einen besseren Status als die Automarken Opel oder Smart. Autohersteller versuchen deshalb, ihre neuen Entwicklungen mit Smartphones zu verknüpfen.

Das Auto passend zum iPhone

Das auf dem Autosalon vorgestellte E-Bike von Smart etwa hat eine im Lenker eingebaute Halterung für Multimedia-Handys, die als Tacho, Navigationssystem, Pulsmesser und Wegfahrsperre genutzt werden können. Denn auch die Smartphones verändern die Autoindustrie. "Es kann sein, dass wir uns eines Tages das Auto passend zum iPhone aussuchen", sagt Bratzel.

(AFP/kpl)
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