Köln/Wuppertal Alters-Stars im Zoo

Nicht nur Tierbabys sind schön. Es gibt auch interessante Senioren im Zoo - wie die betagten Nilkrokodile und die schlaue Orang Utan-Greisin "Lotti" in Köln oder der faule Eisbär "Boris" in Wuppertal.

 Müder Eisbär Boris im Wuppertaler Zoo.

Müder Eisbär Boris im Wuppertaler Zoo.

Foto: Nico Hertgen

Die Schönste ist sie nicht: ein bisschen zersaust und ziemlich faltig. Aber ihr Blick ist weise. Lotti, die Orang Utan-Dame im Kölner Zoo, gehört zu den ältesten Bewohnern. Von denen gibt es eine ganze Reihe in Köln und Wuppertal. Ein Blick auf sie zu erhaschen, ist seltsam rührend, manchmal auch ein wenig traurig. Zumindest wenn sie sich nicht so selbstgefällig und zufrieden unter der Heizsonne suhlen wie die Nilkrokodile in Köln, die seit den 70ern dort leben und auch zur Oldie-Fraktion zählen.

 Betagte Nilkrokodile beim Sonnen unterm Heizstrahler im Kölner Zoo.

Betagte Nilkrokodile beim Sonnen unterm Heizstrahler im Kölner Zoo.

Foto: Ralph Matzerath

"In der freien Natur wären die alten Tiere schon lange tot", sagt Zoodirektor Theo Pagel. Stress bei der Nahrungs- oder Partnersuche, Krankheiten oder Verschleißerscheinungen raffen sie viel schneller dahin als im beschützten Terrain, wo bei Alterswehwehchen der Tierarzt kommt. Wie bei Lotti, die ein paar Zähne einbüßte. "Sie muss gewaltige Schmerzen gehabt haben und sie hatte ganz fürchterlichen Mundgeruch", sagt ihr Pfleger Klaus Pyszora, der das in Köln geborene alte Mädchen ins Herz geschlossen hat.

 Wacher Schimpansen-Senior „Epulu“ im Wuppertaler Zoo.

Wacher Schimpansen-Senior „Epulu“ im Wuppertaler Zoo.

Foto: Nico Hertgen

"Die ist schlauer als alle anderen", sagt er. Gerne erzählt er aus der Jugend der Affen-Greisin, wie sie mal eine Schildkröte entdeckte, sie auf den Rücken drehte und mit einem Stöckchen untersuchte. Entdecken, das liebt sie auch heute noch, sagt er. "Nach einer Reparatur in ihrem Gehege, kontrolliert sie alles, besonders Schrauben. Und wehe, die sitzen nicht fest, dann dreht sie die raus und zeigt sie uns triumphierend."

 Orang Utan „Lotti“ aus dem Kölner Zoo.

Orang Utan „Lotti“ aus dem Kölner Zoo.

Foto: Ralph Matzerath

Gemächlich hangelt sich die Greisin an Tauen entlang, um sich auf der Ruheplattform sehr konzentriert ein Pickelchen an der Lippe auszudrücken. "Ja", sagt ihr Pfleger ehrfurchtsvoll, "das ist Körperpflege. Sehr sauber ist sie immer noch." Viel älter als 45 Jahre wird ein Orang Utan nicht, so Zoodirektor Pagel, "dann ist er schon so eine Art Johannes Heesters." So ein Krokodil bringt es dagegen locker auf 80 Jahre. Die Kölner Amphibien werden 2010 auf noch einen Umzug ins neue Hippodom erleben.

Zu den Alten gehört auch Bindu, der Elefantenbulle, der einst aus England nach Köln kam. Mancher Mensch könnte sich an dem "sportlichen Typ" ein Beispiel nehmen. Mit seinen 38 Jahren hat er vielleicht noch 15 vor sich. Der schlanke Riese mit einer Widerristhöhe von 3,15 Meter zählt zu den größten Elefantenbullen in europäischen Zoos.

"Na, Epulu, komm her." Ein Besucher im Menschenaffenhaus steht dicht an der großen Glasscheibe und ruft das älteste Tier im Wuppertaler Zoo beim Namen. Viele Besucher kennen Epulu, haben ihn gesehen, als sie noch Kinder waren. Seit 1973 hangelt sich Epulu im Bergischen von Ast zu Ast. Kerngesund, nur an Rücken und Hinterkopf ergraut. An Vitalität scheint es hingegen Boris, dem Eisbären, etwas zu mangeln. In seinem Fell haust der Gilb. Schwer liegt der Kopf auf einem großen Stein. "Zum Fressen springt er nicht mehr ins Wasser", sagt Zoodirektor Schürer. Boris ist faul geworden.

Süß ist er trotzdem, wenn er mal die rechte, mal die linke Augenbraue unschuldig hochzieht oder mit der dicken Nase schnuppert. Vier Kinder hat er gezeugt. Lächerlich im Vergleich zu seinem Gehegenachbarn Pepe. Der 250 Kilogramm schwere Seelöwe, dessen Rufe man weit über den Zoo hinaus hört, bringt es auf 36 Kinder mit fünf Weibchen. Ohne Kinder kann man auch glücklich sein. Henry und Maple, das Kodiakbärenpaar, leben verschmust und faupelzig in der Bärenanlage. Es gibt genügend Baumstämme, auf denen man sich räkeln kann. Sie kamen 1985 mit der Bahn von Rostock nach Wuppertal.

So gibt es auch im Tierreich fidele Senioren und andere, die unter Rückenschmerzen oder Herzverfettung leiden.

(RP)
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