Wuppertal "Schulterschluss" hilft bei Sektenbetroffenheit

Wuppertal · Wuppertal Andrea Kappelmann weiß, was Gehirnwäsche bedeutet. Sie war einer sogenannten Lebensberaterin in die Fänge geraten. Im Lauf der Zeit wurde ihr eingeredet, sie sei als kleines Kind missbraucht worden. Der Kontakt zu Sekten, Psychogruppen, Gurukulten, Heilergruppen und bedenklichen therapeutische Anwendungen führen häufig zu traumatischen Erfahrungen der Menschen. Die suchen dann Hilfe beim Verein "Schulterschluss bei Sektenbetroffenheit".

Menschen in Abhängigkeiten

Vor zehn Jahren, im September 2001, gründeten betroffene Familien die Initiative. Daraus ging im August 2007 der Verein "Schulterschluss bei Sektenbetroffenheit" hervor. Die Vereinsvorsitzende Elke Leonhardt und ihre Stellvertreterin Andrea Kappelmann setzen sich für Betroffene ein, was auch die Wuppertaler Bürgermeisterin Silvia Kaut in einem Grußwort zum Jubiläum würdigt.

Wenn die beiden Vorsitzenden von "Schulterschluss" über Sektenbetroffenheit sprechen, dann wissen sie aus eigener Erfahrung, wovon sie reden. "Unter dem Deckmantel von Psychogruppen, Guru-Kulten, esoterischen Bewegungen und Heilergruppen können Menschen in Abhängigkeiten geführt werden, die sie von ihrem gesamten bisherigen sozialen Umfeld isolieren", erklärt Elke Leonhardt.

In den zehn Jahren hat sich die Arbeit des Vereins weit über Wuppertal ausgedehnt. Aus ganz Deutschland und auch den benachbarten Ländern suchen Betroffene oder deren Angehörige Hilfe bei "Schulterschluss". "Eine therapeutische Betreuung können und wollen wir nicht leisten", sagt Elke Leonhardt. "Aber wir können den Menschen vermitteln, dass sie nicht allein sind, und ihnen Ansprechpartner nennen."

Doch auch viele Anfeindungen musste der Verein über sich ergehen lassen. Zumeist kamen die Angriffe von Personen oder Organisationen, denen das Vereinsziel nicht klar war, so die Vorsitzende. "Insbesondere wenn Missbrauchsskandale aufgedeckt werden, nehmen die Anfeindungen zu", sagt Leonhardt. Dabei ginge es "Schulterschluss" nicht um Täterschutz, sondern um konkrete Fälle eines nicht stattgefundenen unter Umständen von außen eingeredeten Missbrauchs. Denn auch diese Fälle gebe es. "Kein Betroffener sollte sich scheuen, um Hilfe anzufragen." Der Verein finanziert seine Arbeit aus Spenden. Weitere Informationen unter Tel. 0202 4794972.

(RP)
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