Hückeswagen "Die einfachen Leute werden mir fehlen"

Hückeswagen · Noch 112 Tage ist Uwe Ufer Bürgermeister von Hückeswagen. Im BM-Interview blickt er auf seine neun Jahre im Amt zurück.

 Geht die letzten Monaten im Amt motiviert, aber traurig an: Bürgermeister Uwe Ufer hört zum 31. Oktober auf.

Geht die letzten Monaten im Amt motiviert, aber traurig an: Bürgermeister Uwe Ufer hört zum 31. Oktober auf.

Foto: Dörner (Archiv)

Herr Ufer, der amerikanische Präsident wird häufig zum Ende seiner Amtszeit als "lame Duck" bezeichnet. Sind Sie auch eine "lahme Ente"?

Ufer Ich habe in der Pressekonferenz, in der ich meinen Abschied bekanntgegeben habe, gesagt, dass ich bis zu meinem letzten Arbeitstag in Hückeswagen "volle Pulle" fahren werde. Daran halte ich mich auch.

Was haben Sie sich für die letzten vier Monate als Hückeswagner Bürgermeister vorgenommen?

Ufer Ich möchte meine Amtszeit vernünftig und mit Würde zu Ende bringen und mich von den Menschen hier gut verabschieden.

Haben Sie alles erreicht, was Sie sich vorgenommen haben?

Ufer Die Projekte, die mir am Herzen lagen und die ich versprochen hatte, sind allesamt fertig.

Ihr Stellvertreter, Kämmerer Bernd Müller, soll nach Ihrem Ausscheiden aus dem Amt am 31. Oktober die Amtsgeschäft bis zur Vereidigung Ihres Nachfolgers führen.

Ufer Wir haben hier ein Verwaltungsteam aus den Fachbereichsleitern Andreas Schröder, Dietmar Persian, Michael Kirch, Bernd Müller und Torsten Kemper, das die Aufgaben gemeinsam schultern soll. Aber Bernd Müller wird Erster unter Gleichen sein, denn einer muss das Ganze ja moderieren. Ich habe auch keinen Zweifel daran, dass das Team die Amtsgeschäfte für die kurze Zeit übernehmen kann.

Was für eine Person wünschen Sie sich als Ihren Nachfolger? Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte er oder sie haben, um Hückeswagen weiter voranzubringen?

Ufer Ich weiß nicht, ob es mir zusteht, dazu etwas zu sagen. Aber ich denke, er oder sie muss kämpfen können. Wichtiger als der bloße Gesetzesvollzug ist die Fähigkeit, unternehmerisch und strategisch zu denken und auf keinen Fall Marionette einer Partei zu sein.

Was bedeutet das konkret?

Ufer Er oder sie muss Visionen haben, wie es in der Stadt weitergeht und Fantasien dafür entwickeln. Die Stadt sollte sich auch weiterhin positiv von den Nachbarstädten unterscheiden und den gewonnenen Vorsprung in vielen Bereichen verteidigen.

Sie sind jetzt knapp neun Jahre Bürgermeister von Hückeswagen und kennen die Stadt seit zehn Jahren. Wen werden Sie vermissen?

Ufer Die vielen Ehrenamtler sind mir ans Herz gewachsen. Und ich habe mein Bürgermeister-Amt auf die Menschen ausgerichtet, vor allem auf die unpolitischen. Die einfachen Leute, die mich auf der Straße angesprochen haben, die werden mir fehlen. Die haben mir viel zurückgegeben.

Können Sie mal Beispiele nennen?

Ufer Da sind Kinder auf mich zugekommen und haben sich für den Kunstrasen auf dem Sportplatz bedankt. Oft bin ich angesprochen worden auf die vielen neuen Arbeitsplätze und die neuen Perspektiven, die für viele Menschen damit einhergehen. Ich erinnere mich auch noch an den Punker, der bei der Bierbörse auf mich zukam. Der hat mich an der Schulter gepackt und gemeint: ,Du bist der geilste Bürgermeister.' Die Hückeswagener haben mich auf breiter Front angesprochen, und ich bin mit allen klargekommen.

Heißt das, Sie haben auch Freunde gefunden in der Stadt?

Ufer Definitiv. Es sind einige enge Freundschaften entstanden. Und die werden auch bleiben, weil sie mit meinem Beruf nichts zu tun haben.

Was werden Sie noch vermissen, wenn sie einmal Kölner sind? Sie haben viele Großveranstaltungen mit angestoßen und waren sich auch nicht für so manchen Spaß zu schade — wie jüngst als "Bankräuber".

Ufer Vielleicht ist es genau das, was mir fehlen wird. Wir haben ein paar verrückte Events auf die Beine gestellt, und damit hat sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. In meiner neuen Stelle werde ich das so wohl nicht erleben; da habe ich andere Aufgaben. Außerdem habe ich den Politikern gezeigt, dass man eine Stadt auch ganz anders führen kann, als Politiker es glauben.

Gibt es denn auch jemanden, den Sie nicht in Ihr Nachtgebet einschließen, wenn Sie ab dem 1. November in Köln arbeiten?

Ufer Auf jeden Fall. Das sind Leute, die ständig grinsen. Aber das sind nur ganz wenige.

Was meinen Sie mit "grinsen"?

Ufer Mein Opa hat mir mal gesagt: "Nimm Dich in Acht vor Menschen, die immerzu breit grinsen oder künstlich lächeln. Die sind unehrlich." Diese Erfahrung habe ich hier gemacht.

STEPHAN BÜLLESBACH FÜHRTE DAS GESPRÄCH. TEIL 2 DES INTERVIEWS FOLGT IN DER MORGIGEN AUSGABE.

(RP)
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