Hückeswagen Prüfung in der Boutique

Hückeswagen · Einige Räume in der Realschule haben sich gestern in Boutiquen oder Restaurants verwandelt. Insgesamt 75 Schüler der sechsten Klassen legten im "Sprachendorf" eine mündliche Prüfung im Fach Englisch ab.

"Du gehst in ein Restaurant und bestellst etwas zu essen", steht auf dem Zettel von Kevin Fritz aus der 6 b. "Are you ready to order?", fragt Verena Weber den Zwölfjährigen, nachdem er sich an den Esstisch gesetzt hat. "Can I have the menu please?", fragt der Sechstklässler die Englischlehrerin, die heute die Rolle einer Bedienung einnimmt, noch etwas schüchtern. Mit jedem weiteren Satz wird er selbstsicherer.

Sprache im Alltag

Die Englischlehrer der Realschule haben erstmals ein so genanntes Sprachendorf mit alltagstypischen Situationen für die Sechstklässler aufgebaut. Vier Klassenräume wurden zu Boutiquen und Restaurants umgestaltet. Dort werden die Schüler 20 Minuten lang geprüft: Zehn Minuten in der Boutique, danach zehn Minuten im Restaurant. Die mündliche Prüfung ersetzt eine Klassenarbeit. Statt drei Klausuren schreiben die Schüler in diesem Halbjahr nur zwei. "Das Sprachendorf ist eine tolle Sache", sagt Rektorin Christiane Klur. "Die Schüler lernen darin, dass Sprache auch etwas mit Sprechen zu tun hat."

Die Idee hat Birgit-Susanne Coleman-Shuy mit an die Schule gebracht. "Ich habe vorher in Remscheid unterrichtet. Dort ist das Sprachendorf sehr erfolgreich. Ursprünglich kommt die Methode aus den Niederlanden", erzählt die 32-jährige Englischlehrerin, die mit einem Amerikaner verheiratet ist.

Auf den Tischen liegen T-Shirts und Pullover nach Größen sortiert: Während Kevin im Restaurant geprüft wird, betritt Madeleine Funk nach zehn Minuten Vorbereitungszeit die "Boutique". Dort erwartet sie Englischlehrerin Christine Maurer. Madeleines Auftrag lautet, ein Geschenk für eine Freundin zu kaufen. Auf Englisch. "Ich bin etwas nervös", gesteht Madeleine. Sie schreibe lieber Klassenarbeiten. "Da weiß man, was passiert."

Der Prüfungstag habe die Schule vor logistische Herausforderungen gestellt. Die Kinder kommen erst zur Prüfung zur Schule und dürfen danach wieder nach Hause. "Das Ganze war mit viel Organisation verbunden", erzählt Konrektorin Claudia Lengen-Mertel. Jeder Schüler habe eine Einladung mit seinem Prüfungstermin bekommen. "Dabei haben wir berücksichtigen müssen, ob die Prüfungstermine mit den Busfahrzeiten zusammenpassen. Außerdem mussten wir einen Vertretungsplan für den normalen Unterricht erstellen, da die Prüfer darin für diesen Tag ausfallen", sagt Lengen-Mertel.

Englischlehrerin Coleman-Shuy hat die Schüler auf die mündliche Englisch-Prüfung vorbereitet: "In Rollenspielen haben wir im Unterricht vier Situationen trainiert. Bei der Station ,Touristeninformation in London' sollen sich die Schüler zum Beispiel ein Ticket kaufen und nach einem Hotel fragen. Bei der Polizei müssen sie einen Gegenstand als gestohlen melden", erzählt die 32-Jährige. Schließlich wurden auch der Einkauf in der Boutique und der Restaurant-Besuch trainiert. "Die Schüler sollen lernen, die englische Sprache zu sprechen", betont Coleman-Shuy.

(RP)
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