Hückeswagen Rehbock geköpft: Jäger entsetzt über Wilddieb

Hückeswagen · Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren hat es in Hückeswagen wieder einen Fall von Wilddieberei gegeben: In Braßhagen erschoss ein Unbekannter einen Rehbock. Dessen Kopf nahm er als Trophäe mit.

 Jagdpächter Hermann Janßen mit dem Kadaver des illegal getöteten Rehbocks in dem Waldstück bei Braßhagen. Andere Wildtiere haben in der Zwischenzeit Teile seines Fleisches gefressen.

Jagdpächter Hermann Janßen mit dem Kadaver des illegal getöteten Rehbocks in dem Waldstück bei Braßhagen. Andere Wildtiere haben in der Zwischenzeit Teile seines Fleisches gefressen.

Foto: Nico Hertgen

Mit Becherlupen waren Jungen und Mädchen eines Hückeswagener Kindergartens am vorigen Donnerstag in einem Waldstück bei Braßhagen unterwegs, um zusammen mit dem Revierförster Heiner Grüter Krabbel- und sonstiges Getier zu beobachten und den Waldboden zu untersuchen. Der größte Fund der Knirpse war jedoch ein Rehbock: Das verendete Tier fanden Kinder in einer dichten Fichtengruppe. "Sie waren mehr neugierig als erschrocken", sagte Grüter gestern auf BM-Anfrage. Er habe sie sofort vom Fundort weggeschickt und später dann den Jagdpächter über den erschossenen Rehbock informiert. Inzwischen hatte der Förster entdeckt, dass der Kopf des Tieres abgetrennt worden war.

Hermann Janßen ist der Jagdpächter des Reviers Engelshagen, zu dem der Fundort des getöteten Rehbocks gehört. "Ich habe gesehen, dass der Kopf fehlte", berichtete er gestern. Zudem sei die Austrittsstelle der Kugel im Bereich der Keule zerfetzt gewesen. Als er das Tier umdrehte, fand er die Einschussstelle. "Geschossen worden war mit einem großen Kaliber", sagte Hegeringsleiter Johannes Meier-Frankenfeld. Da müsse jemand Zugang zu solchen Jagdwaffen haben. Die Jäger nehmen bewusst großkalibrige Munition, damit das Tier schon durch den Schock stirbt oder zumindest nicht mehr weglaufen kann.

Es sei ungewöhnlich, dass nur der Kopf mitgenommen wird, normalerweise gehe es Wilderern ums Fleisch. "Das war ein reiner Trophäenjäger", mutmaßt Meier-Frankenfeld. Normalerweise werde das ganze Tier "vor Ort versorgt" — es wird dann noch im Wald aufgebrochen, und die Innereien werden im Boden verscharrt. "Das holen sich die Füchse. Gerade die Jungfüchse sind sehr hungrig", erläuterte Janßen. Das geschossene Wild muss aufgrund von Hygienevorschriften umgehend in die Kühlung — "innerhalb von 24 Stunden muss es auf sieben Grad heruntergekühlt sein", sagte Meier-Frankenfeld.

Dieser Fall von Wilddieberei ist der erste bekannte seit mehr als zehn Jahren in Hückeswagen. In den 90er Jahren waren im gesamten oberbergischen Norden Tiere illegal geschossen worden, "damals ging's aber ums Fleisch", erinnerte sich Janßen. Der Täter war erwischt und vom Gericht verurteilt worden. "Er kam aber relativ glimpflich davon", sagte Meier-Frankenfeld.

Wild schießen darf nur der Jagdpächter, wer einen Erlaubnisschein hat oder eingeladen ist. Wer der jetzige Wilddieb ist, darüber können und wollen die beiden Jäger keine Vermutung anstellen.

Womöglich ist der geköpfte Rehbock von Braßhagen kein Einzelfall. Verschiedene Jagdpächter hätten ihm berichtet, dass sie häufig Schüsse in ihren Revieren hören, berichtete Heiner Grüter. Vor allem nachts werde geschossen.

(RP/rl/anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort