Leverkusen "Wir brauchen mehr Mutbürger"

Leverkusen · Herr Rondé, als Sie vor etwas mehr als 100 Tagen CDU-Fraktionschef wurden, haben Sie gesagt, jeder Einzelne in der Fraktion sei gefordert, das Vertrauen der Mitglieder zu rechtfertigen und seinen Beitrag zu leisten, den Dauerstreit zu beenden. Von einem Ende ist aber noch nichts zu bemerken – also haben Sie versagt?

 Von der Pike auf: Bei der JU in Leverkusen startete Dominique Rondé 1999 seine politische Karriere.

Von der Pike auf: Bei der JU in Leverkusen startete Dominique Rondé 1999 seine politische Karriere.

Foto: UWe Miserius

Herr Rondé, als Sie vor etwas mehr als 100 Tagen CDU-Fraktionschef wurden, haben Sie gesagt, jeder Einzelne in der Fraktion sei gefordert, das Vertrauen der Mitglieder zu rechtfertigen und seinen Beitrag zu leisten, den Dauerstreit zu beenden. Von einem Ende ist aber noch nichts zu bemerken — also haben Sie versagt?

Leverkusen: "Wir brauchen mehr Mutbürger"
Foto: Miserius, Uwe

Rondé Das sehe ich nicht so. Es ist keineswegs so, dass sich nichts bewegt. Ich habe in diesen ersten 100 Tagen keine einzige Abstimmung innerhalb der Fraktion durchführen müssen. Wenn wir ein Thema bearbeitet haben, waren sich alle Anwesenden einig. Darauf bin ich stolz. Ich bin aber auch den Parteimitgliedern unendlich dankbar.

Leverkusen: "Wir brauchen mehr Mutbürger"
Foto: Miserius, Uwe

Inwiefern?

Rondé Die haben bei der jüngsten öffentlichen Mitgliederversammlung ein klares Votum in der Innenstadtfrage abgegeben u.a. mit der Maßgabe, den Plan einer großen Stadtgalerie des Architekten Reiser nicht umzusetzen. An dieses Votum fühle ich mich gebunden. Ich verstehe es als Auftrag an die gesamte Fraktion. Einen Antragsentwurf habe ich mittlerweile in die Fraktion eingebracht und ich mache mich weiterhin dafür stark, dass wir den Mitgliederwillen befolgen.

Das dürfte so manchem Ihrer Kritiker aber nicht ausreichen. Mehrfach ist Ihr Rücktritt gefordert worden. Stehen Sie der Sache nicht im Weg, wenn Sie am Fraktionsvorsitz festhalten?

Rondé Es ist ja nicht so, dass ich mich danach gedrängt hätte. Als wir im Februar immer noch führungslos waren und es darum ging, wer den Vorsitz übernehmen soll, sind einige andere vor mir gefragt worden. Die haben abgelehnt. Ich habe irgendwann gesagt: Gut, ich übernehme die Verantwortung. Der will ich aber auch gerecht werden. Ich mache keine halben Sachen. Erst erfülle ich meine Versprechen.

Die da wären . . .?

Rondé Ein ausgeglichener Stadtetat, Kitaplätze für alle und vernünftig ausgestattete Schulen. Bis das verwirklicht ist, beteilige ich mich an keinem Kleinkrieg in der CDU.

Und Sie glauben ernsthaft, das reicht aus, um alle hinter sich zu bringen?

Rondé Ich sage Ihnen etwas: Dagegen sein, ist ganz leicht. Das sehen Sie aktuell beim Projekt ,Stuttgart 21' oder auch in der Stadtpark-Debatte. Da ist viel von Wutbürgern die Rede. Mir imponieren dagegen viel mehr die Mutbürger, die nicht nur sagen, warum sie etwas nicht wollen, sondern auch, was stattdessen geschehen soll. Jens Weber von der Bürgerinitiative beispielsweise ist jemand, der nicht nur meckert, sondern sich Gedanken macht und auch eigene Vorschläge vorbringt. Mutbürger brauchen wir viel mehr.

Wie mutig ist denn Ihr Zukunftsentwurf?

Rondé Politik kann ja nur Rahmenbedingungen schaffen. Aber da haben wir jetzt parteiübergreifend einen guten Weg mit "Leichlingen 2025" eingeschlagen. Alle Ratsfraktionen arbeiten gemeinsam an einem Konzept, das unter Berücksichtigung des demografischen Wandels die Voraussetzungen für ein lebenswertes Leichlingen der Zukunft schaffen soll. Das ist ein spannendes Projekt, welches die Fraktion im Dialog mit der Partei aktiv gestalten muss. Ich persönlich finde, dass auch die Bereiche Bildung, Schule, Wirtschaft, Arbeit mit einbezogen werden müssen.

Was hat Sie überhaupt bewogen, in die Kommunalpolitik zu gehen?

Rondé Eine Podiumsdiskussion in meiner Schulzeit. Da kam ein Politiker und wollte uns ziemlich abgehoben erzählen, wie Schule funktioniert. Ich habe mich fürchterlich aufgeregt, konnte aber keinen Einfluss nehmen. Ein Nachbar, der für die Leverkusener Landtagsabgeordnete Ursula Monheim arbeitete, hat mir vorgeschlagen, in die Politik einzusteigen. 1999 bin ich dann in Leverkusen, wo ich wohnte, Mitglied der Jungen Union geworden.

Was war Ihr erstes Parteiamt?

Rondé (lacht) Ich wurde zum Zapfhahnbeauftragten ernannt, musste dafür sorgen, dass bei Veranstaltungen der Jungen Union ein funktionierender Zapfhahn fürs Bierfass vorhanden war. Ein Amt wie geschaffen für mich — wo ich doch überzeugter Abstinenzler bin. peco

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort