Leverkusen Auf der Zielgeraden

Leverkusen · In einer Woche beginnt für Leverkusen die Frauenfußball-WM. Hinter den Organisatoren liegt harte Arbeit: Fifa-Vorgaben umsetzen, Tickets verkaufen, Interesse wecken. Bei den Zielen sind Träume der Realität gewichen.

Frauenfußball-EM: Das sind alle Frauenfußball-Europameister
Infos

Das sind alle Frauenfußball-Europameister

Infos
Foto: AFP/FRANCK FIFE

Der Mann gönnt sich einfach keine Pause. Erst lief Hans Becker am Sonntag beim EVL-Lauf die zehn Kilometer (natürlich im WM-T-Shirt), und dann, kaum im Ziel, rührte er auch schon wieder die Werbetrommel für das größte Leverkusener Sportereignis des Jahres, das heute in einer Woche um 15 Uhr mit der Partie Kolumbien gegen Schweden startet. Becker, Stephan Rehm und ihre Mitstreiter in städtischem WM-Büro und DFB-Außenstelle befinden sich auf der Zielgeraden. Vieles haben sie in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt und noch mehr unternommen, um den Menschen in der Region die vier WM-Spiele möglichst schmackhaft zu machen. So schmackhaft, dass diese am besten auch gleich eine Eintrittskarte kaufen.

Kurz vor Toresschluss sind knapp 50 Prozent der 120 000 Tickets für die vier Spiele verkauft. Der ehemals gehegte und von OK-Chefin Steffi Jones offensive propagierte Traum ausverkaufter Stadien ist in Leverkusen längst dem Blick auf die nüchterne Realität gewichen. Und die sagt aus: Mehr ist offenbar nicht drin. Schon die 50-Prozent-Marke wurde nur deshalb erreicht, weil potente Firmen wie die Bayer AG Kontingente aufkauften. Die WM besteht halt aus zwei Teilen: in einem spielt Deutschland mit, im anderen nicht. Und Leverkusen gehört zum anderen Teil (es sei denn, die DFB-Elf wird Gruppenzweite und spielt ihr Viertelfinale hier). Immerhin: Die Rolle des größten Sorgenkindes in Sachen Zuschauerresonanz haben die Leverkusener mittlerweile nach Bochum abgeschoben. "Es geht voran, aber es ist und bleibt schwierig. Man kann eine Doktorarbeit schreiben, warum das so ist, sagte Ulrich Wolter, Gesamtkoordinator des DFB für die WM, der "dpa". Insgesamt sind 75 Prozent aller Tickets verkauft, bei 80 Prozent kalkuliert der Verband mit einer schwarzen Null.

Der Kampf, den Becker, Rehm und Co. in den zurückliegenden Monaten geführt haben, ist ein zäher. Weil eben nicht jeder von einer grenzenlosen Euphoriewelle erfasst wurde. Auch in aktuellen und gar nicht mal böse gemeinten Aussagen von Rudi Völler ("Das Thema Michael Ballack kocht so hoch, weil im Moment ja nichts ist, außer einem bisschen Frauen-WM") oder Robin Dutt ("Ich wünsche mir für die WM, dass wir problemlos trainieren können") wird deutlich, dass von einem alle ergreifenden, zweiten Sommermärchen schwerlich die Rede sein kann.

Im Zusammenspiel mit der Fifa wurde überdies an kleinen Details immer wieder ersichtlich, dass hier keine Kooperation gleichberechtigter Vertragspartner im Gange ist. So konnte das WM-Büro nach eigener Aussage für Imagebroschüren nicht auf Bildmaterial des Weltverbandes zugreifen. Auch die bereits im Ligaalltag erprobten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes BaySecur mussten jüngst eine Fifa-Schulung über sich ergehen lassen. Immerhin scheint Bayer 04 ein großer Kostenpunkt erspart zu bleiben: Die BayArena-Schriftzüge auf der Ost- und Westseite bleiben wohl während des Turniers am Stadiondach hängen. Eine Demontage hätte den Werksclub knapp 50 000 Euro gekostet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort