Leverkusen Bayer 04 will 100 000 € von FC-Hooligans

Leverkusen · Weil sie Bayer-Profi Michal Kadlec im Frühjahr das Nasenbein brachen, wurden jetzt zwei Kölner Hooligans verurteilt. Zwei Fans des 1. FC Köln sind am Freitag vom Kölner Amtsgericht wegen schwerer Körperverletzung zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Im April dieses Jahres hatte das Duo vor einer Kölner Diskothek auf Michal Kadlec gewartet, den Bayer-Spieler beleidigt und mit gezielten Faustschlägen das Nasenbein des Bundesligaprofis gebrochen. Spieler und Verein fordern deshalb Schadenersatz von über 100 000 Euro.

 Die geständigen Täter (von links) David Z. (20) und Remigius W. (24) wurden vom Gericht zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Die geständigen Täter (von links) David Z. (20) und Remigius W. (24) wurden vom Gericht zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Foto: Böttner

Weil sie Bayer-Profi Michal Kadlec im Frühjahr das Nasenbein brachen, wurden jetzt zwei Kölner Hooligans verurteilt.

Zwei Fans des 1. FC Köln sind am Freitag vom Kölner Amtsgericht wegen schwerer Körperverletzung zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Im April dieses Jahres hatte das Duo vor einer Kölner Diskothek auf Michal Kadlec gewartet, den Bayer-Spieler beleidigt und mit gezielten Faustschlägen das Nasenbein des Bundesligaprofis gebrochen. Spieler und Verein fordern deshalb Schadenersatz von über 100 000 Euro.

Es ist der Kontrast zweier Fußball-Wirklichkeiten, der im Saal 219 des Kölner Amtsgerichts sichtbar wird. Hier der hoch bezahlte Fußballprofi Michal Kadlec, dort die arbeitslosen und gewaltbereiten Fans des rivalisierenden Vereins. Das Gericht hätte keine Arbeit, wenn die im Stadion von Sicherheitsnetzen und Drahtzäunen vorgegebenen Grenzen auch außerhalb nie überschritten worden wären. Doch als Kadlec in den frühen Stunden des 22. April mit seiner Freundin aus der Diskothek "Ivory" tritt, wird diese Grenze überschritten. Die vermeintlichen Fans pöbeln den Profi an, dann schlägt ihm der 24-jährige Remigius W. von hinten auf den Kopf. Der 20-jährige David Z. setzt einen gezielten Faustschlag hinterher, das Nasenbein des Bundesligastars bricht. Eine schwachsinnige Idee sei das gewesen, sagen die geständigen Täter bei ihrer Befragung.

Doch es ist nicht Dummheit, die an jenem Sonntagmorgen ein rein willkürliches Opfer findet. Vor Gericht wird deutlich, wie bei den Tätern vor dem Angriff die Grenze zwischen Rivalität und kriminellem Schwachsinn verschwamm. Sie waren den Bayer-Profis über die Kölner Ringe gefolgt, wollten "dem Erstbesten" auflauern.

Beide Täter geben zu Protokoll, die zivilrechtlichen Forderungen der Gegenseite zu akzeptieren: 10 000 Euro Schmerzensgeld für den Profi, rund 96 000 Euro Verdienstausfall an den Verein. Summen, die für das arbeitslose Duo nicht greifbar, unrealistisch, vollkommen absurd sind. Sie werden nicht zahlen können, Bayer hätte auch 500 000 Euro fordern können. Im Fall des 20-Jährigen stellt sich zudem die Frage, ob er der Absicht auch Taten folgen lassen würde. Aus einem früheren Urteil schuldet der Kölner einem Taxifahrer 25 Euro, die er als Fahrgast geprellt hatte. Auch die damals auferlegten Sozialstunden leistete er nie ab. Nun werde alles anders, beteuert sein Rechtsanwalt. Die Schwere der Tat und das gewaltige Echo habe seinem Mandanten bewusst gemacht, dass er etwas ändern müsse.

Tatsächlich hat der 20-Jährige seit seinem Hauptschulabschluss aber keinen Antrieb mehr erkennen lassen. Auch deshalb urteilt das Gericht in seinem Fall mit Jugendstrafrecht — der Angeklagte sei keinem Erwachsenen gleich zu setzen, so Richter Hans-Werner Riehe. Mit der Bewährungsstrafe, 80 Sozialstunden und einer vorbehaltenen Jugendstrafe sei das Urteil auch die vielleicht letzte Chance. Gleiches gilt für den 24-Jährigen, der ohne Schulabschluss und Ausbildung ebenfalls vom Geld seiner Eltern lebt. "Auch um Nachahmungstäter abzuschrecken müsse er zehn Monaten als Bewährungsstrafe verhängen", sagt Riehe.


Die Wirkung des Urteils steht — spätestens wenn heute die Bundesliga-Spiele angepfiffen werden — auf dem Prüfstand. Eine "peinliche Aktion", nennt David Z. seine Tat, als er sich persönlich bei Michal Kadlec entschuldigt. Worte, die beim Fußballprofi kaum Wirkung hinterlassen: "Die Entschuldigung ändert nicht viel."

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