Leverkusen Bienenstock in luftiger Höhe

Leverkusen · Auf einem Hochhausdach im Chempark summt es: Die Bayer-Mitarbeiter und Hobby-Imker Tobias Gantner und Fred Klockgether kümmern sich dort ab sofort um sechs Bienenvölker.

 Der Wind weht scharf auf dem Dach von Gebäude K 56 im Chempark. Im Winter werden Tobias Gantner und Fred Klockgether (2. und 3. v.l.) deshalb wohl nur wenig von den derzeit rund 90 000 Bewohnern ihrer Bienenstöcke sehen.

Der Wind weht scharf auf dem Dach von Gebäude K 56 im Chempark. Im Winter werden Tobias Gantner und Fred Klockgether (2. und 3. v.l.) deshalb wohl nur wenig von den derzeit rund 90 000 Bewohnern ihrer Bienenstöcke sehen.

Foto: Uwe Miserius

Das wilde Summen eines Bienenschwarms sorgt bei manch einem für Unbehagen. Ganz anders empfindet das Hobby-Imker Tobias Gantner. Der Mitarbeiter von Bayer HealthCare, der erst dieses Jahr aus Bayern nach Leverkusen kam, trennte sich bei seinem Umzug nur ungern von seinen Bienenvölkern: "Wenn ich Probleme beruflicher Natur hatte, habe ich das Gewusel vor dem Eingang beobachtet und kam dann mit neuen Ideen zu meiner Arbeit zurück."

Schon bald nach dem beruflichen Wechsel in den Chempark mussten also neue Tiere her. Zusammen mit Fred Klockgether, der bei Bayer in Monheim als Berater für Bienengesundheit Hobby und Beruf vereint, errichtete Gantner nun einen neuen Staat mit sechs Völkern — auf dem Dach eines Hochhauses im Chempark.

40 Kilo Honig von jedem Volk

Obwohl der November mild beginnt, pfeift hoch oben auf dem Dach der Wind. Die kleinen Körper sind schon auf Winter eingestellt: Langsam kriechen sie aus den grünen Styropor-Boxen heraus, bewegen sich antriebslos auf den Wabenstöcken, in denen sie Winterfutter ansammeln.

Obwohl sie keinen wirklichen Winterschlaf hielten, so erklärt Gantner, seien sie um diese Jahreszeit bereits weniger mobil, weshalb Imker jetzt normalerweise nicht mehr am Bienenstock arbeiteten. 15 000 Tiere leben derzeit in jedem Bienenstock, im Sommer können es bis zu 40 000 werden. Zur Erntezeit ab Juli werden rund 40 Kilogramm Honig pro Bienenstock erwartet.

Besonders in Zeiten, in denen die Produktion von Lebensmitteln immer strengeren Bestimmungen unterliegt, mag der Chempark Leverkusen als Produktionsort von Honig befremden. Doch Klockgether weiß: "Die Großstadtbiene ist mittlerweile die gesündeste Biene Deutschlands. Denn Nahrung findet sie überall: Vom Balkonkasten bis zur Friedhofsbepflanzung."

Schon lange bevor Bienen auf das Dach im Chempark zogen, waren sie bei Bayer Gesprächsthema: So etwa, als Gantner und Klockgether im Juli mit den Kindern der Bayer-Kindertagesstätte in Monheim Blumen aussähten, um die Bienen auf dem dortigen Firmengelände anzusiedeln. Anlass für Bayer, sich gerade für diese Tiere einzusetzen, gibt es: "Durch unsere Pflanzenschutzmittel kommen wir als Firma natürlich unter Druck", sagt Helmut Schramm von Bayer CropScience.

"Die Mittel sind aber nicht der Hauptgrund für das Bienensterben." Wie die Hobby-Imker betonen, sei es vor allem die Varoba-Milbe, vor der die Bienenvölker geschützt werden müssten. Die Schädlinge bekämpft Bayer seit 25 Jahren mit Hilfe verschiedener Wirkstoffe.

(RP/rl)
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