Sommerreporter in Leverkusen Bogensport: Ins Schwarze getroffen

Leverkusen · Die Homepage von Bogensport Leverkusen verspricht "Entspannung vom stressigen Alltag", zudem werde "Konzentration, Selbstbestätigung und Selbstbeherrschung neu definiert". Sommerreporterin Ines Rzepka hat den Selbstversuch gemacht.

Sommerreporter: Bogenschießen im Praxistest
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Meine Bogenschieß-Karriere hätte ich gleich nach dem ersten Schuss beenden können: Ein Treffer ins Schwarze, das in diesem Fall gelb ist - zehn Punkte, mehr geht nicht. Sogar meine geduldigen, aber anspruchsvollen Lehrer waren begeistert. Günter und Uschi Hagedorn haben mir auf der Anlage von Bogensport Leverkusen in Köln-Flittard geduldig die Technik erklärt.

Zunächst ist der Stand ganz wichtig: Die Füße schulterbreit auf einer gedachten Linie zur Scheibe aufstellen, dann den hinteren Fuß ein paar Zentimeter nach vorn schieben und den vorderen Fuß etwas nach außen drehen. So weit, so einfach. Diese Position sollte für alle Schüsse beibehalten werden, um das Trefferbild nicht zu verfälschen. Doch so weit sind wir noch lange nicht.

Als Rechtshänder kommt an meinen linken Arm eine Schutzmanschette, um von der zurück schnalzenden Sehne keine blauen Flecken davon zu tragen. Am linken Zeigefinger wird eine Halterung eingehakt, die um den Bogengriff gelegt und über den Daumen geschoben wird. Am senkrecht ausgestreckten Arm wird der Bogen schnell schwer und kann so nicht herunter fallen. Zu guter Letzt kommt noch ein Schutz an die recht Hand ("Tab), der beim Spannen der Sehne die Finger bedeckt.

Mit einem "Nuller-Bogen" geht es los: Die Bögen werden nach der Spannung eingeteilt, die auf der Sehne zwischen den beiden Wurfarmen ist. Profis haben jenseits der 40 Pfund, als Lehrling fängt man eben bei Null an. Und ohne Pfeil. Auch so ist es nicht einfach, die richtige (potenzielle) Schuss-Position zu finden. Linken Arm mit dem Bogen heben, die Sehne in Richtung Nase ziehen, dabei den Ellbogen auf Schulterhöhe halten und nach hinten zeigen. Dann noch mit dem rechten Auge durch das winzige Visier gucken. Abwechselnd drücken meine beiden Lehrer an meinen Armen, um mir richtige Haltung zu zeigen. Mein rechter Arm führt ein Eigenleben und hängt ständig zu tief.

Es ist schwierig, an so viele Details gleichzeitig zu denken. Aber später merke ich, wie die Zeit verflogen ist und man wie versprochen den Alltag für eine Auszeit vergessen hat. Mich sport an, dass die Koordination der richtigen Haltung nicht so schnell funktioniert. Doch dann ist Günter Hagedorn zumindest halbwegs zufrieden und ich darf auf sein Kommando andeuten, wie ich die Sehne nur mit dem Öffnen der Finger loslasse.

Bevor es mit den Pfeilen und einem 18-Pfund-Bogen ans Eingemachte geht, hängt Uschi Hagedorn eine bunte Zielscheibe auf ein großes Plastikrad. Das steht in zehn Metern Entfernung (bei den Profis in 70 m), die Zielringe sind für 30 und 50 Meter ausgelegt. Das tut jedoch meinem Stolz keinen Abbruch, als der erste Pfeil fliegt und mittig trifft. Vor lauter Übermut warte ich zwei Schüsse später nicht das Kommando von Hagedorn ab, lange kann man die straffe Sehne nicht halten. Prompt verfehlt der Pfeil die Scheibe und rutscht unter das kurz geschnittene Gras. Nur mit einem "Pfeilsucher" lässt sich die dünne Aluminiumröhre später wiederfinden.

Zum Abschluss schieße ich ein ganze "Passe": Sechs Pfeile ziehe ich nach und nach aus dem Köcher, der in meiner Gürtelschlaufe eingehakt ist. Ein bisschen Routine habe ich nun und lege die Pfeile gekonnt in den Bogen. Im festen Stand, auf den Schuss konzentrieren, loslassen. Dann wird abgerechnet. Noch ein Pfeil im Zentrum, insgesamt immerhin 30 Punkte! Rio 2016 kann kommen.

(irz/top)
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