Leverkusen Bürger nennen "Wutpunkte"

Leverkusen · Viele Leverkusener haben Vorschläge für künftige Kontrollen eingereicht. Laut Polizei ist es aber an manchen Stellen schwierig, einen Radarwagen zu postieren. Eine Hitdorferin hat deswegen einen besonderen Vorschlag gemacht.

Leverkusen: Bürger nennen "Wutpunkte"
Foto: Ines Rzepka

Die Polizei NRW hat mit der Bürgerbeteiligung am zweiten Blitz-Marathon ins Schwarze getroffen. Kaum waren die Telefone und die Mailadresse für Leverkusen und Köln am Montagmorgen freigeschaltet, gingen in den ersten zwei Stunden 97 Vorschläge ein. Bis 14 Uhr waren es 250 Mails und Anrufe.

Leverkusen: Bürger nennen "Wutpunkte"
Foto: Ines Rzepka

"Jeder bekommt von uns eine Rückmeldung", verspricht Helmut Simon, leitender Verkehrsdirektor. Man werde alle vorgeschlagenen Messpunkte priorisieren und prüfen, ob und in welcher Form dort geblitzt werden kann. "An manchen Stellen ist es nur schwer möglich, einen Radarwagen zu postieren und auf der Autobahn müssen sichere Messstellen erst eingerichtet werden."

 "Wutpunkt" Hans-Schlehahn-Straße: Wenn Autos auf den Bürgersteig ausweichen, ist kein Platz mehr für Fußgänger. Rolf Betz hätte hier gerne Kontrollen.

"Wutpunkt" Hans-Schlehahn-Straße: Wenn Autos auf den Bürgersteig ausweichen, ist kein Platz mehr für Fußgänger. Rolf Betz hätte hier gerne Kontrollen.

Foto: Matzerath, Ralph

Wutpunkte in Hitdorf und Opladen

Für Leverkusen wurden mehrfach die Haupt- und Nobelstraße in Wiesdorf als "Wutpunkt" genannt — weil dort "gerast" würde, so die Begründung. Auf beiden sind jeweils 30 km/h erlaubt.

Slavica Mattern (63) aus Hitdorf hat das "Glück", Besitzerin eines großen Vorgartens zu sein. Dieser hat jedoch einen Nachteil: Er liegt direkt an der Hitdorfer Straße und auch noch "an der engsten Stelle", sagt sie. Autofahrer würden morgens und abends "vorbeirasen" und einen "unheimlichen Lärm" machen. Deswegen würde sie ihren Garten auch für eine Blitzaktion zur Verfügung stellen. "Das ist zwar hinterhältig, aber was sollen wir sonst machen?", fragt sie. Vor allem Bus- und Motorradfahrer würden sich nicht an die vorgeschriebenen 30 km/h halten.

Rolf Betz geht eigentlich gerne mit seinem dreieinhalbjährigen Enkel spazieren. "In letzter Zeit sind wir ein paar Mal in gefährliche Situationen geraten", berichtet der 65-Jährige. Autofahrer würden auf der Hans-Schlehahn-Straße in Opladen oft die vorgeschriebenen 30 km/h missachten und den Bürgersteig mitbenutzen. Der ist aber sowieso sehr schmal und bietet nicht genug Platz für Autos und Fußgänger. "Hier müsste kontrolliert werden, weil das für Fußgänger wirklich gefährlich ist", sagt er.

Am 3. Juli um 6 Uhr beginnt der Blitz-Marathon — etwa 300 Beamte werden in den folgenden 24 Stunden an 150 Messstellen in Köln und Leverkusen im Einsatz sein — bei der ersten Aktion waren es lediglich 54 Messpunkte. "Wir haben aus dem ersten Blitz-Marathon gelernt, dass wir dran bleiben müssen, um das Thema in die Köpfe zu bekommen", sagt Polizeipräsident Wolfgang Albers bei der Vorstellung des Konzepts in der Kölner Florianschule. Für die Kampagne "Brems Dich — rette Leben!" nennt er ein prägnantes Beispiel: "Bei einem Unfall zwischen einem Auto mit 65 km/h und einem Fußgänger sterben acht von zehn Fußgänger. Bei 50 km/h überleben acht von zehn", sagt Albers.

Der Polizeipräsident betont, "weniger Opfer sind ein Erfolg für uns, nicht mehr Knöllchen". Im Bereich der Kölner Verkehrsdirektion gab es bis Ende Mai sieben Tote durch überhöhte Geschwindigkeit, im Vergleichszeitraum 2011 zwölf Tote. "Man muss aber das ganze Jahr abwarten, es wäre auch unsolide den Rückgang mit dem ersten Blitz-Marathon in Zusammenhang zu setzen", sagt Simon. Die Aktion im Februar hat kurzzeitig Wirkung gezeigt, "es wurde halb so viel gerast, wie an einem normalen Tag."

(RP)
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